Krisenstimmung bei Hedgefonds

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Vor allem die Rallye beim Schweizer Franken zu Jahresbeginn hat viele Fondsmanager überrascht. Im ersten Halbjahr wurden bereits 417 Fonds geschlossen.

New York.Fortress Investment Group und Bain Capital führen die Liste großer Namen bei der Schließung von Hedgefonds in diesem Jahr an. Die starke Volatilität hat Wetten auf den weltweiten Märkten schwieriger gemacht. Hedgefonds mit einem Volumen von mehr als 16 Mrd. Dollar haben bislang in diesem Jahr Liquidierungen bekannt gegeben. Das geht aus Daten von Bloomberg hervor.

Am Dienstag erklärte Fortress, das Unternehmen werde den 2,3 Mrd. Dollar schweren Makro-Fonds von Michael Novogratz schließen. Seit fast zwei Jahren hat er Verluste angehäuft. In der vergangenen Woche ist das Aus eines Makro-Fonds von Bain bekannt geworden. In diesem Fall gab es bereits seit drei Jahren Rückgänge.

„Beim Hedgefonds-Geschäftsmodell gibt es einen Konstruktionsfehler. Viele Investment-Themen von Hedgefonds sind auf längere Zeit angelegt, als die Investoren bereit sind, sich an den Fonds zu binden“, erklärt Sam Won, der Gründer von Global Risk Management Advisors. Seine Firma berät Investoren und Hedgefonds.

Hedgefonds-Manager hatten zuletzt ihre Schwierigkeiten, durch die unruhigen Märkte zu navigieren. Deren Ursache waren die unerwartete Franken-Rallye im Jänner, die Abwertung der chinesischen Währung im August und die diesjährigen starken Rückgänge bei den Preisen von Öl und Gold.

Das beste Beispiel hierfür ist Fortress. Der Vermögensverwalter schloss seinen Makro-Fonds, nachdem Wetten auf den Franken und den brasilianischen Real schiefgelaufen waren.

Der Hedgefonds-Marktforscher Hedge Fund Research hat berechnet, dass im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 417 Fonds geschlossen wurden. Bisher deuten die Daten zwar nicht darauf hin, dass die Rekordzahl an Schließungen von 864 im Gesamtjahr 2014 übertroffen wird. Doch die Marktturbulenzen der vergangenen zwei Monate, ausgelöst von Sorgen um eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China, könnten bedeuten, dass die Liquidierungen im vierten Quartal noch einmal anziehen.

Ertrag von 0,7 Prozent

Insgesamt steht die Branche gar nicht so schlecht da. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erzielte sie einen durchschnittlichen Ertrag von 0,7 Prozent, wie Daten von Bloomberg zeigen. Die globalen Aktienmärkte büßten im selben Zeitraum hingegen 6,6 Prozent ein.

Begonnen hat die Schließungswelle im Jänner, als die 1,2 Mrd. Dollar schwere Comac Capital ihre Türen schloss. Einer der Auslöser waren Verluste mit dem Franken. Zwei Monate später verkündeten zwei Fonds, die vom Milliardär Julian Robertson unterstützt werden, Tiger Shark Management und Tiger Consumer Management, ihre Liquidierung. Meredith Whitney, die ihre Bekanntheit als Bankenaktien-Analystin für den Start eines eigenen Hedgefonds nutzte, gab im Juni bekannt, dass sie Geld an Investoren zurückgegeben hat. Nach weniger als zwei Jahren verabschiedete sie sich. Und Incapture, eine vom früheren Barclays-Chef Bob Diamond unterstützte Firma, teilte im August mit, dass sie ihren einzigen Fonds schließen werde.

„Wir beobachten eine anhaltend negative Entwicklung bei einigen der größten Namen“, sagt Peter Rup, Investmentchef bei Artemis Wealth Advisors in New York. Das Unternehmen legt 400 Mio. Dollar im Auftrag von Kunden bei Hedgefonds an. Seiner Meinung nach haben die Konjunkturpakete der Zentralbanken einen „perversen Effekt auf die Gedankenwelt der Manager“ gehabt.

Sie seien überzeugt worden, dass sie Gewinne generieren können, indem sie nur auf Zugewinne wetten. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2015)

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