Wiedeking ist wegen Marktmanipulation angeklagt. Er dementiert alle Vorwürfe.
Stuttgart. Der wegen Marktmanipulation beim VW-Übernahmepoker angeklagte Ex-Porsche-Chef, Wendelin Wiedeking, rechnet mit dem früheren Firmenpatriarchen, Ferdinand Piëch, ab. Er weise die Unterstellung der Staatsanwaltschaft zurück, er habe gemeinsame Sache mit Piëch gemacht und Anleger bewusst getäuscht, erklärte er beim Strafprozess vor dem Landgericht Stuttgart. Piëch sei einmal zitiert worden, er lasse sich sein Lebenswerk nicht von einem angestellten Manager ruinieren. „Die Staatsanwaltschaft hält es für ernsthaft möglich, dass ich mich trotzdem mit Ferdinand Piëch verschworen habe“, sagte Wiedeking. „Die mir unterstellte Nähe zu Ferdinand Piëch schmerzt mich richtig.“
Die Staatsanwaltschaft wirft Wiedeking und dem früheren Porsche-Finanzchef, Holger Härter, vor, mit Falschinformationen Anleger gezielt in die Irre geführt zu haben. Porsche hatte unter Wiedekings Führung seit 2005 seine Anteile am VW-Konzern schrittweise erhöht, die Absicht einer vollständigen Übernahme aber mehrmals dementiert. Mit den Dementis hätten Wiedeking und Härter Anleger davon abgehalten, VW-Aktien zu kaufen, und den Börsenkurs gedrückt.
Doch hatte Porsche die Beteiligung an VW vor allem mit Optionsgeschäften über die Maple Bank erhöht. Als der Kurs der VW-Aktie im Herbst 2008 einbrach, musste Porsche sechs Mrd. Euro nachschießen. Um den Preis der Wertpapiere diesmal nach oben zu treiben, habe Porsche bekannt gegeben, 74,1 Prozent der VW-Stammaktien zu halten und 2009 auf 75 Prozent aufstocken zu wollen. Daraufhin schnellte der Kurs der VW-Aktien in schwindelerregende Höhen. Hedgefonds, die mit Leerverkäufen auf einen sinkenden VW-Kurs gewettet hatten, wurden auf dem falschen Fuß erwischt. (APA/Reuters/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2015)