Russland setzt auf Yuan statt Dollar

File photo of a portrait of former Chinese leader Mao Zedong on a yuan banknote reflected in water droplets in this picture illustration taken in Taipei
File photo of a portrait of former Chinese leader Mao Zedong on a yuan banknote reflected in water droplets in this picture illustration taken in Taipei(c) REUTERS (Nicky Loh)
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Moskau will 2016 erstmals Anleihen in Yuan begeben. So sollen die Finanzmärkte beider Länder rascher zusammenwachsen – und der US-Dollar weiter verdrängt werden.

Wien/Moskau/Peking. Als erstes Land überhaupt will Russland im kommenden Jahr Staatsanleihen in Yuan begeben – und diese Investoren aus China zugänglich machen. Das Land plane demnächst einen Testlauf, so Konstantin Vyshkovsky, Chef der Schuldenabteilung im russischen Finanzministerium.

Russland will mit der Ausgabe dieser Staatsanleihen drei Ziele erreichen. Das erste Ziel: die Stärkung der Verflechtungen zwischen dem chinesischen und dem russischen Finanzsystem.

Konstantin Vyshkovsky verwies in einem Interview darauf, dass die Nutzung der russischen Systeme für chinesische Nutzer anfangs sicherlich noch eine Hürde darstellen werde. Auf Nachfrage dürfte Russland allerdings stoßen. Über Hongkong haben chinesische Investoren heuer bereits russische Rubel-Anleihen im Wert von rund einer Milliarde Dollar gekauft.

„Geopolitische Prämie“

Zweites Ziel Russlands ist die Erschließung neuer Geldquellen. Der Schritt hin zum chinesischen Yuan dürfte aber nur indirekt mit den westlichen Sanktionen zusammenhängen, denn die Sanktionen hindern die Regierung in Moskau keineswegs daran, Bonds etwa in Dollar zu begeben. Sehr wohl drücken sie allerdings auf den russischen Staatshaushalt. Dazu kommen die niedrigen Ölpreise. Dass Russland die Yuan-Bonds höher wird verzinsen müssen als etwa Dollar-Bonds, sieht Vyshkovsky nicht als Problem. Dies sei eine „geopolitische Prämie“, die „ein paar Dutzend Basispunkte“ betragen würde.

Das dritte Ziel Russlands ist die langfristige Untergrabung der Dominanz des US-Dollar an den internationalen Märkten. Dazu sind die Yuan-Bonds nur ein kleiner Schritt, stehen aber neben vielen weiteren Maßnahmen. Es ist auch kein Geheimnis, dass Peking ebenfalls den Wunsch nach einem Ende des Dollar-Zeitalters hegt, weshalb diese finanzielle Liaison nicht verwunderlich sein sollte. Russland und Peking kooperieren seit Jahren immer stärker bei Finanzdingen. Die Nutzung der Landeswährungen zur Schwächung der Stellung des Dollar ist ein immer wichtigerer Teil dieser Kooperation.

Russlands Präsident, Wladimir Putin, unterstrich diesen Punkt bei einer Rede am Dienstag erneut. Seine Position: Neben dem US-Dollar sollen in Zukunft auch andere Währungen, wie der Rubel oder der chinesische Yuan, im Ölhandel eingesetzt werden. Der Rubel hat seinen Wert gegenüber dem Dollar im vergangenen Jahr fast halbiert. Für Peking sind die Initiativen aus Moskau allerdings in jedem Fall positiv.

Die chinesische Führung bemüht sich seit geraumer Zeit um mehr internationale Akzeptanz ihrer Währung – und hat damit auch Erfolg. Denn allein die schiere Größe des Landes gibt der Währung inzwischen Bedeutung. In der Hitparade der meistgenutzten Währungen liegt der Yuan inzwischen auf Platz vier – Dollar und Euro laufen allerdings mit großem Abstand vorneweg.

Wann nimmt IWF Yuan auf?

Ein entscheidender Schritt des Yuan auf dem Weg zur breit akzeptierten Weltwährung wäre die Aufnahme der chinesischen Währung in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds, in dem sich derzeit Dollar, Euro, Yen und Pfund befinden. Die Entscheidung über die Aufnahme des Yuan wurde aber in der Vergangenheit immer wieder verschoben – zuletzt hat sich der Fonds im Oktober ein weiteres Jahr Bedenkzeit gegeben.

Dass es noch 2015 zu einer überraschenden Aufnahme des Yuan kommen könnte, ist allerdings auch möglich. In diesem Fall gäbe es in den kommenden Jahren wohl eine deutlich verstärkte Nachfrage nach Yuan – auch aus den Zentralbanken. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2015)

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