Deutsche Wirtschaft sucht so viele Arbeitskräfte wie nie zuvor

Jobcenter der Bundesagentur für Arrbeit in Dessau warten Menschen auf den Beginnd der Sprech
Jobcenter der Bundesagentur für Arrbeit in Dessau warten Menschen auf den Beginnd der Sprech(c) imago/Klaus Martin H�fer (imago stock&people)
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Die deutsche Arbeitslosenzahl fällt auf ein 24-Jahres-Tief. Bremseffekte wie China oder die große Zahl von Flüchtlingen könnten 2016 jedoch einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit verursachen.

Während hierzulande die Arbeitslosenzahlen seit vielen Monate nur noch eine Richtung kennen, präsentiert sich der deutsche Arbeitsmarkt in einer Top-Verfassung. Der Herbstaufschwung lässt die Zahl der Arbeitslosen nach Volkswirte-Prognosen im Oktober noch einmal sinken. Doch schon im nächsten Jahr zeichnet sich ein Ende des Jobaufschwungs ab.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Oktober erstmals seit fast 24 Jahren unter die Marke von 2,7 Millionen gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mitteilte, waren in diesem Monat 2,649 Millionen Erwerbslose registriert. Das seien um 59.000 weniger gewesen als im September und um 83.000 weniger als vor einem Jahr. Unter 2,7 Millionen Arbeitslose gab es zuletzt im November 1991.

Die Zahlen zeigten, dass der deutsche Arbeitsmarkt weiterhin in einer guten Verfassung sei, berichteten Volkswirte in einer dpa-Umfrage. Doch die Zeiten stagnierender oder gar sinkender Arbeitslosigkeit gehen nach ihrer Einschätzung allmählich zu Ende. "Ein paar Bremseffekte werden in den nächsten Monaten zu sehen sein", sagte etwa der Ökonom Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank.

Flüchtlinge und China bremsen

Für das kommende Jahr rechnen die meisten Volkswirte mit leicht steigenden Arbeitslosenzahlen. Sie führen dies auf die Konjunkturabkühlung in Schwellenländern wie etwa in China zurück, aber auch auf die große Zahl von Flüchtlingen, die nicht sofort in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Auch der VW-Abgasskandal könnte den Jobmarkt treffen, befürchten einzelne Volkswirte. "Den VW-Effekt wird man sehen, aber das wird kein sehr starker Effekt sein", sagte etwa Kipar.

Unterdessen setzt sich der seit Monaten anhaltende Stellenboom fort: Trotz ungewisser Konjunkturaussichten sucht die deutsche Wirtschaft nach Bundesagentur-Angaben derzeit so viele Arbeitskräfte wie nie zuvor. Der Stellenindex BA-X der Bundesagentur kletterte im Oktober mit 202 Punkten (plus 5 Punkte zum Vormonat) erstmals in seiner Geschichte über die 200er-Marke und erreichte damit ein neues Rekordniveau, teilte die Nürnberger Behörde am Mittwoch mit. Eine ähnliche Entwicklung beobachtet auch das Münchner Ifo Institut. Dessen Beschäftigungsbarometer, das auf den Personalplanungen von 9.500 befragten Unternehmen beruht, stieg im Oktober auf den höchsten Wert seit Jänner 2012, wie das Institut mitteilte.

Mehr unbesetzte Stellen als im Vorjahr

Die Bundesagentur führt den anhaltenden Aufwärtstrend auf die ihrer Ansicht nach andauernde "positive konjunkturelle Grundtendenz" zurück. Nach BA-Beobachtungen gibt es praktisch in allen Branchen mehr unbesetzte Stellen als vor einem Jahr. Am stärksten stieg die Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Oktober 2014 im Handel. Aber auch viele Pflegeheime, Kliniken, Kindertagesstätten und andere Sozialeinrichtungen hätten im Oktober nach qualifizierten Mitarbeitern gesucht. Ein Drittel aller offenen Stellen stamme von Leiharbeitsunternehmen. Eine Rolle spiele auch, dass viele Stellen wegen des Kräfteengpasses oft länger als früher unbesetzt blieben.

(APA/dpa)

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