Vom Idyll zur verstörenden Vision

Buch und Beratung. Wie Martin Walker zur Science-Fiction kam.

Wien. Das Périgord ist eine der schönsten Regionen Frankreichs. Die Briten haben es in Beschlag genommen, so wie die Deutschen die Toskana und die Österreicher Istrien. Sein altes Häuschen hat dort auch Martin Walker, früher Starjournalist beim britischen „Guardian“ und heute Mitglied im globalen Thinktank der US-Unternehmensberatung A. T. Kearney. Der Schotte lebt mit seiner Familie die Hälfte des Jahres in Frankreich und schreibt an seinen „Bruno“-Krimis, zu denen ihn Land und Leute inspirieren. Die mittlerweile sieben Romane rund um einen sympathischen Dorfpolizisten wurden allein auf Deutsch schon 1,5 Millionen Mal verkauft.

Doch mit dem Thriller „Germany 2064“ (Diogenes, 430 Seiten) betritt der 68-Jährige Neuland: Er beschreibt eine Zukunft mit selbstfahrenden Autos, implantierten Gesundheitschips und Polizeirobotern, die von echten Menschen kaum zu unterscheiden sind. Basis für diese Visionen ist nicht die blühende Fantasie des Autors, sondern das Projekt „Deutschland 2064: Die Welt unserer Kinder“. A. T. Kearney lancierte es im Vorjahr anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Büros in Düsseldorf – dem ersten außerhalb der USA. 100 Entscheider aus Politik und Wirtschaft diskutierten die Zukunftsthesen der Berater. Damit hat Walkers Buch zwar nicht literarisch, aber inhaltlich mehr Gewicht als übliche Science-Fiction-Romane: Was er beschreibt, zeichnet sich heute schon ab – und ist nur konsequent zu Ende gedacht. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

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