2016 droht Insolvenzboom in China

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Strauchelnde Schwellenländer als weltweiter Risikofaktor für Exportstaaten.

Wien. 2016 dürfte sich eine globale Trendwende abzeichnen: Erstmals seit sechs Jahren stagnieren die Zahlen der weltweiten Unternehmensinsolvenzen. Bis dahin nahmen sie stetig ab, so auch zuletzt 2015 um vier Prozent. Das prophezeit eine aktuelle Studie des internationalen Kreditversicherers Euler Hermes. 300.000 Firmen auf der ganzen Welt sollen ihr zufolge im kommenden Jahr pleitegehen.

Als Grund für diese unerfreuliche Entwicklung machen die Kreditexperten wenig verblüffend die schwächelnden Schwellenländer aus – allen voran Negativrekordhalter China: 2015 stiegen dort die Zahl der Pleitefälle um ein Viertel an. Für 2016 erwartet Euler Hermes ein zusätzliches Plus von 20 Prozent. Dicht gefolgt wird das Reich der Mitte von Brasilien mit einem prognostizierten Pleitezuwachs von 18 Prozent. Eine „fünfjährige Romanze, in der die Schwellenländer mit den größten globalen Wachstumsraten zu den Lieblingen vieler Investoren zählten“, ginge damit zu Ende, formuliert es Ludovic Subran, Chefvolkswirt des Unternehmens. Oder anders ausgedrückt in der Studie: Die Welt würde nun realisieren, wieso die sogenannten BRICS-Länder – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – im Englischen das Attribut Emerging tragen. China und Konsorten laborierten an einem gefährlichen Cocktail aus hochpolitischen Reformplänen, sinkenden Rohstoffpreisen, Währungsabwertungen, einem fragilen Privatsektor und nervösen Anlegern. Das kann auf westliche Handelspartner wie Deutschland, dessen Wirtschaft bisher rund die Hälfte der gesamten EU-Exporte nach China verzeichnete, abfärben.

Wobei die Studie einen zweiten Trend plastisch vorführt: Die Insolvenzentwicklung in den Industrie- und Schwellenländern klafft zunehmend auseinander. So können sich Unternehmen in Westeuropa (–5%) und Nordamerika (–2%) trotz der weltweit verhaltenen Prognose 2016 über regional sinkende Pleitezahlen freuen. Dennoch zeigt sich auch hier noch ein deutlicher Aufholbedarf im Vergleich zu 2007: Trotz sukzessiver Erholungen der vergangenen Jahre kündigen gut ein Drittel mehr Unternehmen in Westeuropa Insolvenz an als noch vor der Finanzkrise. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)

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