Studie: Jede dritte deutsche Bankfiliale muss zusperren

Schriftzug HypoVereinsbank
Schriftzug HypoVereinsbankimago/Rüdiger Wölk
  • Drucken

125.000 deutsche Bankangestellte könnten in den nächsten zehn Jahren ihren Job verlieren, weil die Banken zu wenig verdienen und ihre Kosten senken müssen, sagt die Managementberatung Bain & Company.

Bei den deutschen Kreditinstituten stehen einer Studie zufolge in den nächsten zehn Jahren 125.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die Banken verdienten deutlich zu wenig und müssten die Kosten um 30 Prozent senken, heißt es in der Studie der Managementberatung Bain & Company, die am Samstag veröffentlicht wurde.

"Das ist sportlich, aber machbar. Und die Personalkosten sind der mit Abstand größte Hebel zur Kostensenkung", sagt Bain-Partner Wilhelm Schmundt in Frankfurt. Behält Bain damit Recht, verliert jeder fünfte deutsche Banker seinen Arbeitsplatz.

25 Milliarden Euro Gewinn fehlen

Bain zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft der Branche. Selbst drastische Kostensenkungen reichten nicht aus, um die Eigenkapitalkosten zu verdienen und damit die Ansprüche ihrer Eigentümer zu erfüllen. Mit 2,1 Prozent Rendite seien die Banken im Schnitt weit von den 7,7 Prozent entfernt, auf die Bain die Kapitalkosten veranschlagt. Insgesamt fehlten ihnen damit 25 Milliarden Euro Gewinn, heißt es in der Studie. Doch selbst mit einem radikalen Sparkurs lasse sich die Rendite in der Branche nur auf 4,9 Prozent schrauben, haben die Bain-Berater errechnet. "Das Endergebnis der Kraftanstrengung wird im Schnitt immer noch unbefriedigend sein", sagte Bain-Deutschland-Chef Walter Sinn.

"Was wir bisher an Kostenmaßnahmen sehen, ist nur der Anfang", sagte Schmundt. Die Deutsche Bank hat den Abbau von 4.000 Stellen allein in Deutschland angekündigt, die HypoVereinsbank streicht in den Filialen und in der Verwaltung 2.700 Jobs. Die Großbanken streben Renditen von neun bis zehn Prozent an, liegen aber derzeit deutlich darunter. Am besten stehen derzeit die beiden genossenschaftlichen Spitzeninstitute DZ und WGZ Bank, die Direktbanken und die Auto-Banken da, auf die geringsten Renditen kommen Sparkassen, Bausparkassen und Vermögensverwalter.

20.000 Filialen bleiben über

"Die Konsequenz ist ein brutaler Verdrängungswettbewerb", sagt Sinn. "Eine weitere Konsolidierung ist unausweichlich." Dabei hat Bain ohnehin schon einkalkuliert, dass die Zahl der Banken binnen zehn Jahren von 1.786 auf gut 1.200 sinken wird. Davon seien aber wie bisher vor allem kleine Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken betroffen. "Über eine große Konsolidierung zu spekulieren, wäre unseriös", sagte Sinn. Von 30.800 Bankfilialen bleiben nach den Erwartungen der Berater weniger als 20.000 übrig.

Der wichtigste Hebel, an dem die Banken ansetzen müssten, sei die Anpassung des Geschäftsmodells. Unrentable Segmente, Vertriebskanäle, Länder und Kunden müssten aufgegeben werden. Die Banken könnten nicht mehr "alles für jeden" sein, forderte Sinn.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.