VW will Riesenfabrik für Elektroauto-Batterien in Deutschland

The Tesla Gigafactory: under construction outside Reno, Nevada
The Tesla Gigafactory: under construction outside Reno, Nevada(c) REUTERS (� James Glover / Reuters)
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Markenchef Diess spricht sich für eine konzertierte Aktion der Industrie bei der Zellfertigung aus. Die geschätzten Kosten von einer Milliarde Euro könne ein einzelnes Unternehmen kaum stemmen.

Volkswagen hat nun mit gutem Grund angekündigt, die Elektromobilität voranzutreiben. Denn bei der deutschen Automobilindustrie brennt der Hut. In der Wüste von Nevada baut Tesla mit Panasonic eine „Gigafabrik“, in der im Endausbau Batterien mit einer gesamten Speicherkapazität von 50 Gigawattstunden Strom pro Jahr vom Band laufen sollen. Die größten Produzenten von Batteriezellen stammen aus Fernost. Auch deshalb wächst bei den Arbeitnehmervertretern die Angst vor einem fatalen Technik-Exodus im Batteriebereich. "Wenn die Fahrzeugindustrie nicht das Schicksal der Unterhaltungsindustrie erleiden soll, dann muss jetzt gehandelt werden", zitiert das "Handelsblatt" den neuen IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. 

Volkswagen-Markenchef Diess hat eine "konzertierte Aktion" der gesamten Branche gefordert. Es geht bei der Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge um eine Schlüsseltechnologie. Angesichts des Rückstands der deutschen Autoindustrie bei der Fertigung von Batterien hat VW ein Umdenken gefordert. "Ich bin der Meinung, wir brauchen eine Batteriefertigung in Deutschland. Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität", sagte VW-Markenchef Herbert Diess in Wolfsburg. "Ein großer Teil der Wertschöpfung wird in Zukunft die Batterie sein. Insofern fände ich eine konzertierte Aktion richtig."

Für ein einzelnes Unternehmen seien Investitionen in eine eigene Zellfertigung schwer darstellbar, sagte Diess. Es gebe dazu Gespräche mit der Politik. "Auch innerhalb der Industrie zusammenzuarbeiten, kann man sich schon vorstellen." Dabei geht es um die neue Generation der Batteriezellen. Um mehrere Millionen Zellen herzustellen, sei ein Investitionsvolumen von mindestens einer Milliarde Euro erforderlich, hieß es im Fortschrittsbericht der "Nationalen Plattform Elektromobilität", einem Beratungsgremium der Bundesregierung, vom vergangenen Jahr.

Fernost weit voraus

Zellen von Batterien gelten als Schlüssel für den Durchbruch von Elektroautos, weil sie bisher die Reichweite begrenzen und die Fahrzeuge teuer machen. Deutschland droht aber bei der Zellfertigung abhängig vor allem von asiatischen Herstellern zu werden.

Fernostfirmen wie Samsung, LG oder Panasonic können Größenvorteile ausnutzen, weil sie nicht nur für E-Autos, sondern auch für Batterien in Handys, Laptops und Tablets produzieren. 

Die wachsende Produktion macht die Zellen der aktuellen Generation billig, einen Neueinstieg aber umso teurer. Ändern könnte sich die Lage, wenn neue Generationen von Zellen auf den Markt kommen. Dann könnten sich Investitionen in neue Produktionsstandorte wieder lohnen, heißt es in der Branche. Betriebsräte der Autobauer hatten wiederholt eine eigene Batterie-Zellfertigung gefordert.

Kaufanreize fehlen

"Eine Aufholjagd ist aufwendig und dauert, aber wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte Diess. Volkswagen hatte als Reaktion auf den Abgas-Skandal angekündigt, Zukunftstechnologien vorantreiben zu wollen. Dazu zählt auch die Elektromobilität. Die Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland sind immer noch sehr gering. Anders als in anderen Ländern gibt es keine Kaufprämien.

"Es klingt hart, aber aus heutiger Sicht besteht die Gefahr, das nicht Deutschland der Leitmarkt für Elektromobilität sein wird, sondern nach Stand der Dinge möglicherweise China", sagte Diess. Dort gebe es hohe Förderungen. Der Automobilstandort Deutschland dürfe sich nicht abhängen lassen. "Das Know-how und die richtigen Fahrzeuge haben wir in Deutschland, aber ohne eigenen Markt werden wir es nicht schaffen. Ich bin deshalb für Kaufanreize für Elektroautos in Deutschland - wie die konkret aussehen, darüber muss man reden." VW-Betriebsratschef Osterloh ergänzte: "Wir brauchen natürlich höhere Stückzahlen, damit es sich lohnt."

(APA/dpa)

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