Linksruck macht Anlegern Kopfzerbrechen

Traders work at their screens in front of the German share price index DAX board at the stock exchange in Frankfurt
Traders work at their screens in front of the German share price index DAX board at the stock exchange in Frankfurt(c) REUTERS (STAFF)
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Experten halten Sorgen um Portugal für übertrieben.

Lissabon/Frankfurt. Vielen Anlegern galt Portugal lange Zeit als Musterschüler dafür, wie die Eurokrise dank einer rigiden Spar- und Reformpolitik überwunden werden kann. Umso verschnupfter reagierten Investoren zuletzt auf die seit Wochen anhaltende politische Krise in dem Land.

Weil einen Monat nach den Parlamentswahlen nun ein linksgerichtetes Parteienbündnis das Ruder übernehmen will, fürchten Anleger, dass Portugals Sparwille schon bald der Vergangenheit angehören könnte. Die Risikoaufschläge für portugiesische Bonds schossen zeitweise deutlich in die Höhe.

Das Linksbündnis hat unter anderem angekündigt, Einschnitte bei Gehältern und Pensionen im öffentlichen Dienst in Teilen zurückzunehmen, abgeschaffte Feiertage wieder einzuführen und den Mindestlohn erhöhen zu wollen. Angesichts solcher Aussagen machen Anleger einen großen Bogen um portugiesische Bonds.

Doch aus Sicht von Experten dürften die Sorgen übertrieben sein. Martin Hochstein von Allianz Global Investors (AGI) rechnet nicht mir einer Komplettabkehr vom bisherigen wirtschaftlichen Kurs, höchstens mit einer moderaten Kurswende. Die Sozialistische Partei von António Costa sei eine etablierte pro-europäische Partei und weit entfernt von den Positionen der beiden extremen Linksgruppen, die die Regierung im Falle einer Regierungsübernahme tolerieren würden.

Auch nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Ralph Solveen ist die Gefahr gering, dass Portugal das nächste Griechenland werden könnte. Manche Experten gewinnen einem Kurswechsel sogar positive Seiten ab: Wenn Löhne erhöht würden, wäre das für die Konjunktur sogar förderlich, meint Hochstein. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2015)

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