VIG: Gewinneinbruch bei Wr. Städtischen

File photo of the logo of Vienna Insurance Group as seen at a branch office in Vienna
File photo of the logo of Vienna Insurance Group as seen at a branch office in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Bei der Vienna Insurance Group ist der Vorsteuergewinn seit Jahresbeginn um 60 Prozent zurückgegangen. Schuld daran ist eine IT-Wertberichtigung von 195 Millionen Euro.

Wien. An manchen Novembertagen müssen sich die Aktionäre der Vienna Insurance Group (VIG), die in Österreich als Wiener Städtische bekannt ist, warm anziehen. Vor zwei Jahren, am 27. November 2013, teilte der Konzern mit, dass zwei Spitzenmanager gehen müssen. Schuld daran waren Millionenverluste in Italien.

Auch heuer sorgt die Versicherungsgruppe im November für eine unangenehme Überraschung. Am Montagabend um 22.27 Uhr schickte das Unternehmen eine Ad-hoc-Mitteilung aus. Darin hieß es, dass im dritten Quartal 2015 eine Wertberichtigung auf die IT-Systeme in der Höhe von 195 Millionen Euro vorgenommen wurde. Die Anleger waren darüber wenig erfreut. Am gestrigen Dienstag verlor die Aktie zeitweise vier Prozent. „Auch wenn das VIG-Management mehrmals erwähnt hatte, aktuell eine Überprüfung der IT-Systeme durchzuführen, die zu einer Abschreibung führen könnte, hat uns das Ausmaß überrascht“, sagt Analyst Daniel Bischof von der Baader Bank.

Nach Angaben des Versicherungskonzerns habe man eine Überprüfung der IT-Systeme mit externer Unterstützung durchgeführt. Diese Analyse habe ergeben, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen sei, „dass bestimmte IT-Systeme beziehungsweise Programmteile nicht mehr oder nicht mehr vollumfassend die zukünftigen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen erfüllen werden“.

Keine Prognose für Gesamtjahr

Das Ganze wirkt sich negativ auf das Ergebnis aus. Im dritten Quartal 2015 rutschte die VIG in die Verlustzone. Das Gesamtjahr wird der Konzern aber mit einem Gewinn abschließen. Denn von Jänner bis September 2015 lag der Gewinn vor Steuern bei 175,3 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Rückgang von 60,2 Prozent. Eine Prognose für das Gesamtjahresergebnis möchte Konzernchef Peter Hagen noch nicht abgeben. Allerdings hatte er schon im April erklärt, dass das Finanzergebnis heuer wegen der niedrigen Zinsen zurückgehen könnte. Trotzdem dürfte es für die Aktionäre eine Dividende geben. Denn laut Hagen soll die bisherige Strategie beibehalten werden, wonach mindestens 30 Prozent des Konzernergebnisses an die Eigentümer ausgeschüttet werden.

Die Wertberichtigung im IT-Bereich habe mehrere Gründe, sagte Hagen im „Presse“-Gespräch. Seit 2002 habe man über 50 Unternehmen zugekauft, davon viele in Zentral- und Osteuropa. Derzeit sei man in 25 Ländern vertreten. Der Konzern verfüge daher laut Hagen über eine „bunte IT-Systemlandschaft“. In den vergangenen Jahren seien auch die regulatorischen Anforderungen immer strenger geworden.

Zudem habe sich das Kundenverhalten geändert. Heute müsse alles schnell und auf Knopfdruck gehen. „Im Zuge der Digitalisierung hat sich der technologische Wandel massiv beschleunigt“, so Hagen. Auf diese Veränderungen habe man reagiert. Der Aufsichtsrat habe daher ein IT-Zukunftskonzept genehmigt.

Probleme gab es bei der VIG lange Zeit in Rumänien. Dort laufe es laut Hagen nach der Umstrukturierung und einem Stellenabbau jetzt aber wieder besser. Die Rumänien-Tochter verbuchte in den ersten drei Quartalen 2015 einen Vorsteuergewinn von 5,5 Millionen Euro. In Polen dagegen gingen die Prämieneinnahmen um 21,5 Prozent zurück. Auch der Vorsteuergewinn sank um 21,8 Prozent auf 38,1 Millionen Euro. Denn auf dem polnischen Markt für Autoversicherungen gibt es derzeit einen intensiven Wettbewerb, der zu sinkenden Durchschnittsprämien führt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2015)

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