Ökonom Stiglitz: Flüchtlinge sind Risiko für Europas Arme

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PERU IMF WBAPA/EPA/Ernesto Arias
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Der US-Nobelpreisträger befürchtet, dass die Flüchtlingswelle unqualifizierte Arbeitskräfte in Europa bedroht. Er warnt davor, Asylwerber in Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit aufzunehmen.

Der US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der als Hauptredner zur UNIDO-Konferenz in Wien eingeladen wurde, plädiert für eine gerechtere Verteilung von Reichtum weltweit. Am Montag erklärte er vor Journalisten, er verstehe, dass Flüchtlinge für Europas Arme ein Risiko bedeuten. Sie würden künftig um Billigjobs in Konkurrenz mit ihnen treten. Dies gelte selbst für Deutschland, wo die Menschen am Ende der Verdienstkette vom Reichtum des Landes nicht profitiert hätten. Stiglitz warnte davor, dass ein "Akzeptieren von Flüchtlingen in Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit" etwa in Spanien oder Portugal diese noch mehr anheizen würde.

"Viel versteckte Arbeitslosigkeit"

Er verwies auf die USA, in der es "viel versteckte Arbeitslosigkeit" gebe. Der US-Ökonom hält fast zwölf Prozent in den USA für eine "realistische Quote". Dort sei das derzeitige Mediaeinkommen niedriger als es vor zwanzig Jahren war, kritisierte er. Die Armen würden arbeiten, aber ihr Einkommen sei zu niedrig. Vor allem bei schlecht Ausgebildeten sei die Lebenserwartung mittlerweile am Sinken.

Eine ähnliche Entwicklung erwarte er auch für Europa. Spanien etwa erhole sich zwar augenscheinlich in wirtschaftlicher Hinsicht, aber bezahle dafür einen hohen Preis. Die spanischen Durchschnittseinkommen würden mittlerweile niedriger liegen als vor Beginn der Krise.

Kritik an Geldpolitik

Stiglitz glaubt, dass die Politik der Fed als auch der Europäischen Zentralbank (EZB) in die falsche Richtung ziehe, wie er bei der Generalkonferenz der UNIDO in Wien erklärte. Die Politik der US-Notenbank wie auch der EZB hätte sich als nicht nachhaltig erwiesen und "Ungleichheit und Probleme in anderen Ländern" produziert. Sie produzierten Kapital, das zum Beispiel nicht in regionalen Kleinbanken, den unterschätzten Systemerhaltern, ankomme. Dies würde wiederum die "kleinen Leute" treffen.

Die EZB habe in der Vergangenheit "historische Fehler begangen", betonte er. So hätte sie sich nicht versichert, dass das Bankensystem in Ländern wie Griechenland funktioniere. Ausgerechnet Griechenland, das durch die europäischen Sparmaßnahmen fast erwürgt werde, müsse nun auch noch die Kosten der Flüchtlingskrise schultern.

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(APA)

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