Der Yuan im Kreis der ganz Großen

General City Scenes As China Urges Economic Policy Implementation to Spur Rebound
General City Scenes As China Urges Economic Policy Implementation to Spur Rebound(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Der Internationale Währungsfonds hat den chinesischen Yuan mit dem Status einer Reservewährung geadelt. Für China ein wichtiges Ziel – und doch nur eine Etappe.

Peking. Noch im August mussten Chinas Währungspolitiker einen kräftigen Dämpfer kassieren. Die heftigen Börsenturbulenzen der Sommermonate waren noch frisch. Chinas Zentralbank hatte den Yuan in einer Panikaktion allzu abrupt zum Dollar abgewertet und damit für weitere Probleme auf den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) beschloss daraufhin, die chinesische Landeswährung vorerst nicht in seinen Währungskorb aufzunehmen und gewährte ihm damit auch weiterhin nicht den Status einer Weltreservewährung. Dabei war zu diesem Zeitpunkt schon klar: Der Aufschub würde nicht von allzu langer Dauer sein.

Und so kommt es jetzt auch. Bei seiner Sitzung am Montag hat der IWF beschlossen, den Yuan in seinen Währungskorb aufzunehmen. Die Aufnahme soll nächstes Jahr im Herbst 2016 abgeschlossen sein. „China erhält damit endlich die internationale Anerkennung, die ihm angesichts seiner enormen Wirtschaftskraft auch gebührt“, bemerkt Xu Hongcai, Ökonom am Zentrum für internationalen Wirtschaftsaustausch (CCIEE) in Peking, einer staatlichen Denkfabrik.

Die Aufnahme des Yuan, der in der Volksrepublik offiziell auch Renminbi heißt, hat zwar zunächst vor allem symbolische Bedeutung. Aus diesem Währungskorb bildet der IWF die sogenannten Sondererziehungsrechte (SZR) – eine Kunstwährung des Fonds, mit dem er Ländern in der Krise Devisenhilfe bietet. Für die Kapitalmärkte hat diese Kunstwährung keine Bedeutung.

Für die Chinesen geht aber ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Denn damit gehört der Yuan offiziell dem erlauchten Kreis von US-Dollar, Euro, Yen und britischem Pfund an. Das ist das erste Mal in der 70-jährigen Geschichte des IWF, dass es eine Währung in diesen Korb schafft. Der Euro hatte lediglich D-Mark und den französischen Franc ersetzt. Und auch sonst ist die Bedeutung nicht zu unterschätzen, steht dieser Schritt doch für Chinas rasanten Aufstieg zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

China ist noch nicht zufrieden

Würde es allein nach Größe und Bedeutung der chinesischen Wirtschaft gehen, ist dieser Schritt überfällig. Ein ebenfalls wichtiges Kriterium bildet der Anteil des entsprechenden Währungsraumes am Weltexport. Auch da kann der Exportweltmeister leicht mithalten. Doch diese beiden Kriterien allein genügen nicht, um auch wirklich als globale Reservewährung akzeptiert zu werden.

Eine wichtige Rolle spielt, wie viele Reserven in der Währung von anderen Staaten gehalten werden. Und da hat der Yuan nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Gerade einmal rund 2,8 Prozent der internationalen Zahlungen wurden zuletzt in Yuan abgewickelt – gegenüber 45 Prozent in Dollar, rund 27 Prozent in Euro und 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund. Allerdings hat die chinesische Landeswährung aufgeholt. Noch vor vier Jahren lag der Yuan gerade einmal auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel, nun steht er an vierter Stelle. Den japanischen Yen und den Schweizer Franken hat er abgehängt. Mit der Aufnahme in den Währungskorb des IWF wollen sich die Chinesen auch keineswegs zufriedengeben. Mit immer mehr Ländern hat die chinesische Führung spezielle Abkommen vereinbart, mit denen die Handelspartner ihre Geschäfte direkt in Yuan abwickeln können anstatt in Dollar.

Im asiatischen Zahlungsverkehr ist der Yuan mit 30 Prozent der Zahlungen bereits die meist genutzte Währung. In Frankfurt können seit Mitte November Waren direkt in Yuan gehandelt werden. In der Schweiz hat der Handel in der chinesischen Währung erstmals ebenfalls am Montag begonnen.

Größtes Hindernis auf dem Weg zur Leitwährung bleibt die chinesische Führung selbst, die den Wechselkurs des Yuan bis heute nicht freigegeben hat. Nach wie vor legt die Zentralbank jeden Tag einen Kurs zum Dollar fest und lässt lediglich eine Handelsspanne von maximal zwei Prozent von einem ihr festgelegten Mittelwert zu. Seit heuer orientiert sie sich dabei aber am Handelswert des Vortags – was zumindest einem ersten Schritt zur Freigabe des Wechselkurses gleichkommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2015)

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