Energie: Spaltung bei Atomkonzern

GERMANY-COMPANY-STOCK-ENERGY-IPO-RWE
GERMANY-COMPANY-STOCK-ENERGY-IPO-RWE(c) APA/AFP/DPA/OLIVER BERG (OLIVER BERG)
  • Drucken

Der deutsche Versorger RWE muss sich neu aufstellen. Die Teilung der Geschäftsfelder soll den Weg aus der Krise ebnen.

Berlin. Für die deutschen Atomkonzerne war es der GAU: der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie. Seither versuchen die Unternehmen verzweifelt, das Ruder herumzureißen. So einfach ist das nicht – doch wenigstens weiß man inzwischen, was geschehen muss.

Nach langen Überlegungen hat der deutsche Energiekonzern RWE am Dienstag seine Aufspaltung bekannt gegeben. Noch in den Monaten zuvor war von einer Zusammenlegung diverser Töchter die Rede.

Konkret werden die Bereiche, erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in eine eigene Tochter ausgelagert. Zehn Prozent der neuen Gesellschaft kommen am Ende des kommenden Jahres an die Börse. Das konventionelle Kraftwerksgeschäft (Braunkohle, Atomkraft) bleibt indes beim Mutterkonzern. „Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft“, sagte RWE-Vorstandschef Peter Terium.

RWE macht es E.On nach

Der Aufsichtsrat muss den Plänen allerdings noch zustimmen. Für den 11. Dezember ist eine Sitzung anberaumt. Die Aktionäre zeigten sich unterdessen schon jetzt begeistert. Die Papiere legten im Tagesverlauf um fast 14 Prozent zu und setzten sich an die Spitze des Frankfurter Leitindex DAX.

Mit der Entscheidung wandelt RWE auf den Spuren seines Rivalen E.On. Vor einem Jahr hatte dieser seine Trennungspläne öffentlich gemacht. Terium war jedoch um Abgrenzung bemüht: „Wir haben nichts kopiert, wir haben nichts abgeschaut.“ Es handle sich um eine RWE-Lösung.

Bei E.On werden Kohle- und Gaskraftwerke sowie der Energiehandel in eine neue Gesellschaft namens Uniper ausgelagert. Das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetze sowie die Atomkraftwerke verbleiben in der alten Gesellschaft. Im Jänner soll es damit soweit sein. Im November hatten Investoren jedoch noch eine bittere Pille zu schlucken: Nach neun Monaten fiel ein Rekordverlust von knapp 5,7 Mrd. Euro an.

Weil man bei RWE auf die weitere Abschreibung seiner Kraftwerke verzichtet hatte, sah das Ergebnis dort wesentlich besser aus: Der Gewinn legte nach drei Quartalen, dank eines Verkaufs, um 95 Prozent auf knapp zwei Mrd. Euro zu. Sinkende Strom-Großhandelspreise machen RWE dennoch zu schaffen. In der Branche werden die Kosten für den Atomausstieg auf 38 Mrd. Euro beziffert. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.