Gaskonzern Linde senkt Prognose

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GERMANY LINDE HEADQUARTERS(c) EPA (Frank Rumpenhorst)
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Schwache Konjunktur und Ölpreis setzen Linde zu. Die Aktie stürzte ab.

München. Der Industriegasekonzern Linde kippt zum zweiten Mal innerhalb von gut einem Jahr seine mittelfristige Prognose. Die weltweit lahmende Industriekonjunktur, schlechtere Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises machten Vorstandschef Wolfgang Büchele einen Strich durch die Rechnung. Bereits im Oktober des Vorjahres hatte er den bis 2017 geltenden Ausblick zusammengestrichen, den ihm sein Vorgänger Wolfgang Reitzle hinterlassen hatte.

Bei Investoren kam der Schritt schlecht an: Die Aktie sackte um 14 Prozent ab und war damit die größte Verliererin im DAX. „Die Ankündigung ist eine klare Enttäuschung“, urteilte Analyst Michael Schaefer von Equinet.

Linde rechnet nun für 2017 mit einem operativen Konzernergebnis (EBITDA) zwischen 4,2 und 4,5 Milliarden Euro. Bislang war das Unternehmen noch von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro ausgegangen. Außerdem werde die bislang angepeilte Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) von elf bis zwölf Prozent verfehlt, der Konzern erwartet nun neun bis zehn Prozent.

Die Erlöse auf dem US-Markt für Medizingase fielen schwächer aus als erwartet, im Anlagenbau leidet Linde darunter, dass die Kunden in der Petrochemie aufgrund des niedrigen Ölpreises weniger investieren. Die Auftragslage werde sich Anfang 2016 bessern, aber vorerst nicht auf das Niveau der Vergangenheit zurückkehren, sagte Büchele. Selbst einen Stellenabbau schließt er nicht aus. Konzernweite Einschnitte stünden aber nach der jüngsten Abbaurunde nicht an.

Bald nicht mehr Marktführer?

Büchele klagte erneut über die Deindustrialisierung des wichtigen Markts Australien, wo Linde seine Kapazitäten bereits deutlich zurückgefahren hat. Wachstumsschwächen gebe es aber auch in den Schwellenländern. 2015 werde der Konzern gerade den unteren Rand der Betriebsergebnis-Prognose (EBITDA ohne Sondereffekte) von 4,1 Milliarden Euro erreichen. Nach einer kurzen Zeit als Weltmarktführer im Gasegeschäft fällt Linde wieder auf Platz zwei zurück, wenn der französische Rivale Air Liquide wie angekündigt den US-Anbieter Airgas übernimmt. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2015)

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