Argentinien: Neue Regierung gibt Peso wieder frei

Finanzminister Prat-Gay verkündet die Freigabe des Peso.
Finanzminister Prat-Gay verkündet die Freigabe des Peso.APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH
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Nach vier Jahren können Bürger und Firmen künftig frei Dollar kaufen. Mit der Freigabe des Wechselkurses wird eine deutliche Abwertung erwartet.

Sechs Tage nach dem Amtsantritt des neuen argentinischen Präsidenten Mauricio Macri hat seine Regierung den Peso wieder freigegeben. Finanzminister Alfonso Prat-Gay kündigte am Mittwoch an, die Regierung "normalisiere" das Währungssystem, das seit vier Jahren Beschränkungen unterlag.

Die linke Präsidentin Cristina Kirchner hatte diese im Jahr 2011 eingeführt, um Kapitalflucht und Steuerhinterziehung zu stoppen. Doch die Beschränkungen schadeten der Exportwirtschaft, verringerten die Produktivität und verzerrten die Wirtschaft.

Prat-Gay sagte, das komplexe Regelwerk für Währungsgeschäfte werde für Bürger und Firmen abgeschafft und durch einen einzigen Wechselkurs ersetzt, der durch den Markt bestimmt werde. Unternehmen und Bürger können damit künftig unbeschränkt Dollar kaufen. "Wer importieren will, kann es tun und wer Dollar kaufen will, wird in der Lage sein, sie zu kaufen", so der Finanzminister, der darauf hofft, vermehr ausländische Investoren ins Land holen zu können.

System bremste Immobilienmarkt

Die Freigabe des Wechselkurses dürfte jedoch zu einer schmerzhaften Abwertung des Peso führen. Der Dollar notierte am Mittwoch bei weniger als zehn Peso gemäß dem offiziellen Wechselkurs, während er auf dem Schwarzmarkt zu fast 15 Peso gehandelt wurde. Der Finanzminister wollte sich nicht zum künftigen Kurs des Peso äußern. Ökonomen erwarten, dass er sich auf dem Niveau des Schwarzmarktkurs etabliert. Dies würde eine deutliche Abwertung bedeuten, was sich in einem Anstieg der Lebenshaltungskosten niederschlagen würde. Prat-Gay kündigte an, dass die Zentralbank Dollar kaufen oder verkaufen werde, um eine abrupte Änderung zu verhindern. "Der Preis des Dollar wird morgen vom Markt entschieden. Doch es wird auch eine Zentralbank da sein mit den nötigen Instrumenten, um einzugreifen", sagte Prat-Gay.

Laut dem bisherigen System durften Argentinier nur 2.000 Dollar pro Monat kaufen und mussten dabei nachweisen, woher sie die Dollar erhielten. Das System bremste den Immobilienmarkt, da Häuser und Wohnungen in Argentinien normalerweise in Dollar gekauft werden. Zahlreiche Argentinier reisten zudem zum Einkaufen ins Ausland, da Waren dort billiger als im Inland zu haben waren. Argentiniens Wirtschaft lahmt seit Monaten, die Inflation könnte dieses Jahr 25 Prozent erreichen, für kommendes Jahr droht der Sturz in die Rezession.

(APA/AFP/Reuters)

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