IWF-Chefin Lagarde muss wegen Finanzaffäre vor Gericht

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FILES-PERU-FRANCE-IMF-BANKING-PROBE-FRAUDAPA/AFP/ERNESTO BENAVIDES
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Die frühere französische Finanzministerin muss wegen einer staatlichen Entschädigungszahlung für den umstrittenen Geschäftsmann Bernard Tapie vor Gericht.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, muss wegen einer Finanzaffäre in Frankreich vor Gericht. Das verlautete am Donnerstag aus Justizkreisen in Paris. Ermittler hatten die frühere französische Finanzministerin bereits seit längerem verdächtigt, sie könne eine illegale Entschädigungszahlung von 400 Millionen Euro an den Geschäftsmann Bernard Tapie ermöglicht haben.

Der Unterstützer des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy hatte sich von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais beim Verkauf seiner Anteile am deutschen Sportartikelhersteller Adidas geprellt gesehen und geklagt.

Vorwürfe "völlig unbegründet"

Zwar beantragte der zuständige Staatsanwalt im September eine Einstellung des Verfahrens gegen die IWF-Generaldirektorin. Die Ermittlungskammer des Gerichtshofs der Republik folgte diesem Antrag aber nicht und ordnete einen Prozess gegen Lagarde an. Die IWF-Chefin musste sich in dem Verfahren mehreren Vernehmungen unterziehen. Sie bezeichnete die Vorwürfe stets als "völlig unbegründet" und kündigte am Donnerstag an, Rechtsmittel gegen diese Entscheidung einzulegen. Der IWF in Washington drückte Lagarde sein "Vertrauen" aus

Die Affäre zieht sich schon seit Jahren hin: Im August 2011 waren erste Untersuchungen eingeleitet worden, nur kurz nachdem Lagarde die Leitung des IWF übernommen hatte. Hintergrund ist der Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas: Tapie veräußerte das Unternehmen 1993 an eine Investorengruppe, an der auch die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais beteiligt war. Im Jahr darauf musste Tapie Insolvenz anmelden und warf der Bank vor, ihn beim Verkauf des Unternehmens betrogen zu haben. Die neuen Eigentümer, darunter die Bank, verkauften Adidas nur ein Jahr nach dem Kauf um mehr als doppelt so viel Geld weiter.

Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder?

Tapie klagte auf Entschädigung und bekam zunächst Recht, aber ein Berufungsgericht hob den Entscheid auf. Kurz nachdem der frisch gewählte Präsident Sarkozy Lagarde zur Ministerin berufen hatte, beauftragte sie ein Schiedsgericht mit dem Fall. Und Tapie erhielt 400 Millionen Euro. Das fällt Lagarde nun auf den Kopf. Ihr wird Beihilfe zur Fälschung und Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Nach dem Start der Ermittlungen 2011 bezeichnete sie die Vorwürfe als gegenstandslos und unhaltbar und sagte, sie rechne keinesfalls mit einer Verurteilung.

(APA/AFP/Red.)

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