Fed beschert europäischen Aktien Vorteile

A man walks past the Federal Reserve in Washington
A man walks past the Federal Reserve in WashingtonREUTERS
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Die Auswirkungen der jetzt vollzogenen Zinswende in den USA werden sich vorerst in Grenzen halten.

Die US-Notenbank Fed hat nach langem Überlegen nun doch die Zinswende eingeleitet. Und die Märkte haben so reagiert, wie sie das ganze Jahr agiert haben: erratisch. Auf kräftige Kurssteigerungen unmittelbar nach der Fed-Ankündigung folgten fast ebenso kräftige Abschwünge in den Folgetagen. Insgesamt stehen die wichtigsten Märkte im Gesamtjahr zumindest bisher aber leicht im Plus. Also kein Grund zur Panik.

Was bedeutet die US-Entscheidung, die Nullzinsphase nach so vielen Jahren zu verlassen, aber für die kommenden Monate an den Märkten? Nun, zuerst muss man einmal festhalten, dass es keinen Zinsschock geben wird. Die leichte Zinserhöhung in dieser Woche war so erwartet worden, ist in den Kursen also bereits enthalten. Und allzu viel weiter wird es in nächster Zukunft nicht hinaufgehen. Für wirklich substanzielle Zinsanhebungen ist auch die US-Konjunktur noch nicht robust genug, zumal sie zuletzt ja schon wieder leichte Schwächezeichen zeigte.

Grundsätzlich wird die Aktion Aktien also nicht übertrieben schaden. Wobei man den Schwerpunkt durchaus verlagern könnte: Amerikanische Anteilspapiere dürften in nächster Zeit eher gebremst werden, europäische Aktien dagegen dürften mit mehr Rückenwind rechnen. Bei US-Aktien kommt dazu, dass vor allem die an der Nasdaq gelisteten sogenannten Techies schon ein bisschen luftig bewertet zu sein scheinen.

Die Ursache der geografischen Verschiebung liegt vor allem an den Auswirkungen der Zinserhöhung auf die Devisenmärkte. Allgemein wird angenommen, dass der (im Vorfeld der Zinsentscheidung gegenüber dem Dollar gestiegene) Euro wieder in die Knie geht. Das ist in den vergangenen Tagen auch schon geschehen. Und das begünstigt eben große exportorientierte und börsenotierte Unternehmen.

Allerdings dürfte dieser, der EZB sicher nicht unangenehme Effekt der Zinsenerhöhung nicht allzu heftig ausfallen. Beobachter gehen unterdessen davon aus, dass niemand daran interessiert ist, den Eurokurs unter die Dollarparität sinken zu lassen.

Der Währungsvorteil, den die Euro-Abwertung europäischen Käufern von US-Aktien beschert, wird sich also in Grenzen halten. Europäische Aktien sind in nächster Zeit wohl erste Wahl, aber die Auswahl wird schwieriger. Unternehmen, die stark in Schwellenländer exportieren, leiden nämlich unter der dortigen Konjunkturschwäche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2015)

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