Mehr Kredite im Euroraum vergeben

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Volkswirte sehen aber noch keine Trendwende: Die Nachfrage der Firmen wegen mangelnder Investitionen fehle.

Frankfurt/Berlin. Die Kreditvergabe an Unternehmen in der Eurozone nimmt dank der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) so stark zu wie seit rund vier Jahren nicht mehr. Banken reichten im November um 0,9 Prozent mehr Darlehen an nicht zum Finanzsektor zählende Unternehmen aus als ein Jahr zuvor, wie die EZB am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.

Dies ist der höchste Wert seit Dezember 2011 – dem Jahr, in dem viele einen Zerfall der Eurozone fürchteten. Im Oktober des laufenden Jahres hatten die Banken um 0,6 Prozent mehr Darlehen an Firmen weitergereicht. An Privathaushalte im Währungsraum vergaben die Institute um 1,4 Prozent mehr Kredite als vor Jahresfrist.

EZB flutet Markt mit Geld

Seit dem vergangenen März pumpen die Eurowächter über den Kauf von Staatsanleihen Monat für Monat Milliarden in das Finanzsystem. Das mittlerweile auf 1,5 Billionen Euro angelegte Kaufprogramm, das auch Pfandbriefe und Hypothekenpapiere umfasst, soll bis mindestens Ende März 2017 laufen. Ziel der Maßnahme ist es, die niedrige Inflation anzuheizen und als Hilfe für die Konjunktur auch die Kreditvergabe anzuschieben.

Doch trotz der seit einigen Monaten anziehenden Darlehen zeigen sich viele Ökonomen eher skeptisch. „Das ist noch keine Trendwende“, meinte etwa Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Auch im nächsten Jahr rechnet er allenfalls mit einer moderaten Entwicklung. „Wir werden keinen Kreditboom sehen.“ Zum einen scheuten die Banken aus regulatorischen Gründen Risken bei der Darlehensvergabe. Zum anderen sei die Nachfrage der Firmen wegen mangelnder Investitionen eher gering, sagte Krüger.

Die für den Währungsraum wichtige Geldmenge M3 nahm im November um 5,1 Prozent zu. Das ist etwas schwächer als erwartet. Experten hatten nämlich mit einem Plus von 5,4 Prozent gerechnet. Die Geldmenge M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2015)

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