Apple: Schreck über iPhone-Drosselung

File photo of a woman looking at the screen of her mobile phone in front of an Apple logo outside an Apple store in downtown Shanghai
File photo of a woman looking at the screen of her mobile phone in front of an Apple logo outside an Apple store in downtown Shanghai(c) REUTERS (© Aly Song / Reuters)
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Apple soll aufgrund schwächelnder Nachfrage 30 Prozent weniger neue iPhone-Modelle herstellen. Aktien der Zulieferfirmen gaben nach, in China drohen Kündigungen.

Wien. Ein Bericht in der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“ schlägt weit über Japan hinaus Wellen: Nachdem diese am Dienstag meldete, dass Apple die Produktion seiner zwei im September lancierten iPhone-Modelle 6S und 6S Plus zurückschrauben will, reagierten Anleger umgehend und stießen nicht nur Aktien des IT-Konzerns, sondern auch die vieler asiatischer wie europäischer Zulieferfirmen ab.

Von Jänner bis März sollen laut dem Bericht 30 Prozent weniger Stück der neuesten iPhone-Generation hergestellt werden. Im zweiten Quartal 2016 soll die Produktion dann wieder auf das normale Maß hochgefahren werden. Analysten gehen davon aus, dass Apple die Produktionsmenge aufgrund geringer Nachfrage drosselt. Beim kalifornischen Konzern äußerte sich zunächst niemand zu Hintergrund und Wahrheitsgehalt der Meldung.

Zulieferer angeschlagen

An der US-Technologiebörse Nasdaq reagierten Anleger dennoch umgehend: Der Kurs der Apple-Aktie schloss Dienstag um 2,5 Prozent tiefer und gab Mittwoch zwischenzeitlich erneut zeitweise um 1,6 Prozent nach. Auch an der Frankfurter Börse büßte die Aktie des IT-Konzerns gestern, Mittwoch, zwischenzeitlich rund vier Prozent ein.

In dem Sog ging es auch für die meist in Asien beheimateten Zulieferfirmen deutlich nach unten. Die Papiere von Largan, Zhen Ding, Japan Display, Murata, TDK, AAC und TPK verloren bis zu 9,5 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeichnete sich in Europa ab: Aus Furcht vor einem schwächelnden Geschäft mit dem wichtigen Kunden Apple haben sich Anleger hier aus zahlreichen Elektronikwerten zurückgezogen. Chip- und Sensorenhersteller wie Infineon, Dialog Semiconductor und ASML gehörten zu den größten Verlierern.

Welches Milliardengeschäft von dem IT-Konzern aus dem kalifornischen Cupertino abhängt, wurde dieser Tage auch in China deutlich: Einem Bericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) zufolge hat die chinesische Provinzhauptstadt Zhengzhou dem taiwanesischen Apple-Zulieferer Hon Hai, besser bekannt unter dem Namen Foxconn, bereits 12,6 Millionen US-Dollar an Subventionen zugesichert, um eine Kündigungswelle abzuwenden.

Foxconn beschäftigt in seinem Betrieb in Zhengzhou, wo laut Experten primär iPhones hergestellt werden, mindestens 200.000 Mitarbeiter. Der Elektronikhersteller bestätigte gegenüber dem WSJ, dass die Subventionen ausgezahlt wurden, um „die bedeutende Belegschaft aufrechtzuerhalten“. Foxconn wollte sich nicht dazu äußern, ob ein Einbruch in der Auftragslage mit ausschlaggebend für die Geldflüsse war.

Insider: Rückgang langfristig

Das WSJ zitiert in seinem Artikel zudem drei mit der Apple-internen Lieferkette vertraute Personen, denen zufolge der Konzern seine langfristige Auftragsprognose gegenüber Zulieferern schon im Verlauf der vergangenen Monate reduzierte. Auch ein taiwanesischer Zulieferer, der anonym bleiben wollte, sagte: „Es entspricht der Wahrheit, dass sich das Geschäft verlangsamt.“ Anders sieht das Analyst Patrick Moorhead vom Analysehaus Moor Insights & Strategy. Dieser widersprach der Einschätzung, Apple kämpfe mit einem gesättigten Smartphone-Markt: „Apple hat in fast allen Regionen Marktanteile gewonnen. Ich kann keine weltweite Abschwächung ausmachen.“

Sollte sich der Nachfragerückgang bei Apple bewahrheiten, könnte das dem Kurs der Aktie weiter zusetzen. Seit dem Rekordhoch im vergangenen April hat die Apple-Aktie bereits rund ein Viertel ihres Wertes eingebüßt. (ag/loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2016)

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