Der Yuan wertet weiter ab - und die chinesischen Reserven schrumpfen

(c) Bloomberg (SeongJoon Cho)
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Der chinesische Yuan hat am Donnerstag weiter abgewertet.

Wien. Der Yuan sinkt und sinkt – und mit ihm Chinas Währungsreserven. Die haben sich im vorigen Jahr so stark verringert wie noch nie. Der größte staatliche Devisenschatz weltweit reduzierte sich um 512,66 Milliarden auf 3,33 Billionen Dollar (3,10 Bill. Euro), wie aus am Donnerstag veröffentlichten Daten der Notenbank hervorgeht. Ein Großteil davon schmolz in den Nachwehen des Börsenbebens vom Sommer in der zweiten Jahreshälfte dahin. Die Notenbank, die im August die Währung überraschend abgewertet hatte, musste in der Folge große Summen in die Hand nehmen, um den Wechselkurs des Yuan zu stabilisieren und eine unkontrollierte Abwertung zu verhindern. Denn die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf einen täglich festgesetzten Referenzwert nur um maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten.

Allein im Dezember, dem Monat der Zinswende in den USA, verringerte sich der Wert der Schatztruhe um 107,9 Mrd. Dollar. Dies ist der größte jemals registrierte monatliche Rückgang, der damit noch größer als von Experten erwartet ausfiel. Mit der Zinserhöhung in den USA werden Anlagen in den Vereinigten Staaten attraktiver, was zu Abflüssen von Kapital aus dem Schwellenland China führt. Nach Ansicht des Ökonomen Li Huiyong vom Finanzhaus Shenyin & Wanguo hat die Notenbank trotz der weniger prall gefüllten Schatulle noch genügend finanzielle Munition, um die Währung zu stützen. Doch Experten verweisen darauf, dass diese Strategie Risken für die nicht mehr sattelfeste Konjunktur birgt: Denn die Zentralbank muss zur Stabilisierung der Währung Dollardevisen abstoßen und Yuan kaufen.

Dadurch entzieht sie de facto dem Bankensystem Liquidität, die nicht in Form von Krediten an die chinesischen Firmen vergeben werden kann. Dieses Vorgehen könne sich daher langfristig als Bumerang erweisen, warnt der Wirtschaftsexperte Chester Liaw vom Prognosehaus Forecast Pte. Außerdem macht ein hoher Wechselkurs Waren chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt weniger wettbewerbsfähig und bremst den Aufschwung zusätzlich aus. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2016)

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