Das russische Budget wäre allenfalls bei einem Ölpreis von 82 Dollar ausgeglichen. Doch die aktuellen Preise liegen weit davon entfernt - und es geht weiter bergab.
Der freie Fall des Ölpreises bringt den Haushalt des Rohstoff-Giganten Russland immer stärker in Schieflage. Das Land müsse sich wirtschaftlich auf das Schlimmste vorbereiten, sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew am Mittwoch. Finanzminister Anton Siluanow zufolge wäre das Budget allenfalls bei einem Ölpreis von 82 Dollar je Barrel (75,67 Euro) ausgeglichen.
Der Staat hat aber mit 50 Dollar kalkuliert - bei den aktuellen Preisen von knapp über der 30-Dollar-Marke sind diese Berechnungen nun längst Makulatur. Bereits absehbar ist, dass die Defizitlatte für den Haushalt von drei Prozent der Wirtschaftsleistung klar gerissen wird.
Die Minister sollen jetzt in ihren Bereichen den Rotstift ansetzen und zehnprozentige Kürzungen vornehmen. Davon ausgenommen sind jedoch "heilige Kühe" wie Pensionszahlungen und die Gehaltsbezüge im Öffentlichen Dienst.
"Zu befürchten, dass Ölpreis auf 15 Dollar absackt"
Russland muss sich laut Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew darauf einstellen, dass sich der Ölpreis auf Dauer nicht mehr erholen wird: "Es ist zu befürchten, dass er auf 15 bis 20 Dollar absackt." Die anhaltend niedrigen Öl- und Gaspreise setzen Russland Präsident Wladimir Putin zufolge noch stärker zu als die Sanktionen des Westens wegen der Krim-Krise. Das Geschäft mit diesen Bodenschätzen macht den Löwenanteil der Einkünfte der gesamten Exportwirtschaft aus.
Der russische Staat bezieht daraus die Hälfte seiner Einnahmen. Dem Ölpreis machen seit Monaten das weltweite Überangebot bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage wegen schwacher Weltkonjunktur zu schaffen. Er fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit rund zwölf Jahren.
Keine Kürzung der Fördermengen
Anders als in früheren Jahren haben die OPEC-Staaten bisher nicht mit Förderkürzungen reagiert. Sie pumpen sogar mehr Öl, um sich am Markt zu behaupten. Als Auslöser für den Preisverfall gilt der Schieferölboom in den USA, der zu einem Überangebot geführt hat. Zudem hat der Energiehunger von Schwellenländern wie China nach dem Ende des Turbowachstums nachgelassen.
(APA/Reuters)