Der Draghi-Effekt bremst den Goldpreis

Bulle und Baer - bull and a bear
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Als einzige Anlageklasse liegt das Edelmetall heuer im Plus. Das Gesamtjahr dürfte aber durchwachsen verlaufen.

Die Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn haben den Goldanlegern einen erfreulichen Jahresauftakt beschert. Die Notierung des Edelmetalls kletterte erstmals seit Längerem wieder über die Marke von 1100 Dollar je Feinunze. Aber seit den Draghi-Andeutungen, den Geldhahn möglicherweise noch ein Stück weiter aufzudrehen, ist wieder alles anders. Am Freitag wurde die 1000-Dollar-Marke erneut geknackt. Und zwar nach unten.

Wie es weitergeht, hängt jetzt vom Dollar und von den Aktienbörsen ab. Geht die vom EZB-Chef losgetretene Bärenmarktrallye bei Aktien, die am Freitag sehr heftig ausfiel, weiter, dann werden wir uns bald wieder in Richtung des Tiefs vom vorigen Herbst knapp über 1040 Dollar bewegen. In den nächsten Tagen könnten die Aktienkurse durchaus noch ein Stück nach oben gehen – und der Goldpreis noch einmal nach unten.

Wirklich spannend wird es im März. Draghi enttäuschte die Märkte im vorigen Dezember schon einmal bitter und trat damit einen Aktienkursrutsch los, der dann freilich durch die Ereignisse an den chinesischen Börsen noch stark beschleunigt wurde. Im März stehen die Chancen besser, dass er doch ein wenig am Geldhahn dreht. Auch die Fed könnte ihre eingeleitete Zinswende, die die Börsen zu Jahresbeginn belastete, wieder stoppen. Schließlich verlangsamt sich die Weltwirtschaft gerade deutlich.

Ob dies das Krisenmetall pushen kann, ist freilich eher fraglich. Wichtige Goldanalysten beginnen nun zwar, ihre Preisprognosen anzuheben. Diese werden freilich meist nur von „sehr pessimistisch“ auf „pessimistisch“ korrigiert. Die Citigroup beispielsweise hat ihre Prognose für den Durchschnittspreis 2016 soeben um mehr als sieben Prozent hinaufgeschraubt. Und zwar auf 1070 Dollar, was immer noch um gut 20 Dollar unter der aktuellen Notierung liegt.

Die Citigroup-Analysten erwarten zwar, dass die geopolitischen Turbulenzen und die dunklen Wolken am Konjunkturhorizont die Funktion des Goldes als Krisenmetall beflügeln und so für Preisdruck nach oben sorgen. Das dürfte aber durch die Dollarkursentwicklung kompensiert werden. Ein starker Dollar ist üblicherweise Gift für die Goldnotierung.

Gold ist jedenfalls die einzige Anlageklasse, die seit Jahresbeginn eine insgesamt positive Entwicklung verzeichnen konnte. Über das Jahr sollten sich Anleger freilich auf sehr volatile Preise einstellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2016)

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