Italiens Notenbank: "Kein Grund, eine Krise zu fürchten"

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Experten sprechen von einer gefährlichen Zeitbombe, doch Italiens Notenbank kalmiert: Im Bankensektor habe man alles im Griff. Entsprechende EU-Gespräche gehen in die Zielgerade.

Wien/Rom. Trotz der Börsenturbulenzen im Bankensektor ist die wachsende Angst vor einer erneuten Krise in Italien nach Ansicht der Zentralbank völlig unbegründet. Deren Chef, Salvatore Rossi, rückte am Wochenende jedenfalls aus, um zu kalmieren: „Wenn man die Situation der italienischen Banken rational bewertet,“ sagte er der Deutschen Presseagentur, „gibt es keinen Grund, eine Krise in diesem Bereich zu fürchten.“

Experten sprechen dennoch von einer der gefährlichsten Zeitbomben im europäischen Finanzsektor. Die Aktienkurse vieler Institute sind denn auch seit Jahresbeginn extrem eingebrochen – die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena hatte zwischenzeitlich sogar 40 Prozent verloren. Daraufhin waren Befürchtungen laut geworden, die Probleme könnten eine neue Krise auslösen.

Rossi gab am Wochenende zu, der Druck auf die Banken, die schon 2014 beim Stresstest schlecht abgeschnitten hatten, sei „sehr stark“. Jedoch sei er auch durch internationale Faktoren ausgelöst worden. Die Turbulenzen basierten lediglich auf unbegründeten Ängsten und „Marktgerüchten“. Rossi: „Die italienischen Banken sind im Großen und Ganzen solide und in der Lage, die Wirtschaft zu finanzieren.“

200 Mrd. faule Kredite

Sorgen machen Bankenexperten vor allem die faulen Kredite in Höhe von 200 Mrd. Euro, unter denen Italiens Banken ächzen. Das Land verhandelt schon seit Längerem mit der EU-Kommission über eine Bad Bank als mögliche Lösung – in sie sollen Geldhäuser Problemdarlehen auslagern.

Morgen, Dienstag, wird EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager dazu den italienischen Finanzminister Pier Carlo Padoan treffen. Dabei wird es um neue Vorschläge aus Rom zu der geplanten Bad Bank gehen. Zudem sollen die italienischen Institute eine Option auf staatliche Garantien erhalten. Eine Einigung soll involvierten Personen zufolge zum Greifen nah sein.

In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ machte Kommissarin Vestager deutlich, dass der Knackpunkt der Verhandlungen darin besteht, zu welchem Preis der Staat die Garantien ausstellt. Denn nur wenn diese Garantien zu marktüblichen Preisen gewährt werden, sieht Brüssel darin keine Staatshilfe.

Die Regierung Renzi will diese Woche eine Reform zur Stärkung von kleinen Volks- und Genossenschaftsbanken auf den Weg bringen. Mit der Maßnahme sollen kleinere Geldhäuser gerüstet werden, um Fusionen und Übernahmen zu erleichtern. Die Regierung will damit die Gesundung des Bankensektors vorantreiben.

Eine Branche schrumpft

Die Gewerkschaft warnt allerdings, dass damit viele Jobs vernichtet würden. Derzeit geht sie davon aus, dass bis Ende 2018 23.000 Arbeitsplätze in der Bankbranche wegfallen werden. Die Schätzungen der Gewerkschaft berücksichtigen unter anderem den Entwicklungsplan der Bank-Austria-Mutter UniCredit, die im Zeitraum 2015 bis 2018 5740 Jobs in Italien streichen will. Bei ihrem Konkurrenten Intesa San Paolo sollen 4500 Stellen wegrationalisiert werden, bei der Problembank Monte dei Paschi di Siena sind es über 8000.

Der italienische Bankensektor beschäftigt derzeit nur noch rund 300.000 Mitarbeiter. 2007 waren es noch 344.600. Laut Angaben der italienischen Notenbank ist die Zahl der Bankfilialen in dem Zeitraum von 32.818 auf 30.198 geschrumpft. (ag./kor.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2016)

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