Banken: Milliardenverlust für Credit Suisse

Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam musste hohe Wertberichtigungen vornehmen.
Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam musste hohe Wertberichtigungen vornehmen.(c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
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Ob Deutsche Bank oder Credit Suisse: Die Finanzkrise ist noch längst nicht ausgestanden. Altlasten haben der zweitgrößten Schweizer Bank den höchsten Verlust seit 2008 beschert.

Zürich/Wien. Mit einem milliardenschweren Verlust hat der neue Credit-Suisse-Chef, Tidjane Thiam, am Donnerstag die Anleger verschreckt. Die Aktie fiel zeitweise zweistellig ins Minus und auf den tiefsten Stand seit 1992. Abschreibungen auf eine überteuerte Übernahme aus dem Jahr 2000 sowie schleppende Geschäfte im Investmentbanking sorgten im Vorjahr für einen Verlust von 2,94 Mrd. Franken. Im Jahr davor hatte es noch einen Gewinn von 1,9 Mrd. Franken gegeben. Noch schlechtere Zahlen hatte die zweitgrößte Schweizer Bank nur während der Finanzkrise im Jahr 2008 vorgelegt.

Lasten aus der Vergangenheit

Damit drohen schon wenige Monate, nachdem Thiam einen ehrgeizigen Plan vorgelegt hat, die neuen Vorgaben außer Reichweite zu rücken. „Die Zielerreichung per 2018 scheint unrealistischer denn je“, erklärte Andreas Brun, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Für den Löwenanteil des Jahresverlusts ist eine Wertberichtigung von 3,8 Mrd. Franken auf eine Investmentbanking-Übernahme in den USA im Boomjahr 2000 verantwortlich. Diese wurde jetzt erst abgeschrieben – im Zuge der Aufräumbemühungen Thiams, der die Bank stärker auf die Vermögensverwaltung ausrichten will und Teile des Investmentbankings eindampft. Das verursacht zusätzliche Belastungen wie Rückstellungen für Rechtskosten.

Nicht nur bei der Credit Suisse ist die Finanzkrise noch nicht verdaut. Auch die Deutsche Bank hat kürzlich für das Vorjahr einen Verlust von fast sieben Mrd. Euro vermeldet. Auch dort fährt der neue Chef, John Cryan, einen harten Sanierungskurs und hat Mitarbeiter und Aktionäre auf ein weiteres Krisenjahr vorbereitet, da Rechtsstreitigkeiten und Altlasten aus der Vergangenheit sowie Vorsorgen für faule Kredite die Deutsche Bank weiter belasten würden.

Die Credit Suisse kommt indes auch im Tagesgeschäft nicht auf Touren. Die Erträge, die zur Erreichung des angepeilten Gewinnsprungs wichtiger sind als Kosteneinsparungen, sanken im Schlussquartal im Vergleich zum Vorquartal um 30 Prozent. Besonders schlecht schnitt das Handelsgeschäft ab. Wie schon die Abschlüsse von Goldman Sachs und anderen US-Banken gezeigt haben, läuft der Anleihenhandel so schlecht wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Aber auch im Geschäft mit reichen Privatkunden, die im Zentrum der neuen Strategie Thiams stehen, hakt es. In zwei der drei Vermögensverwaltungsdivisionen musste die Bank Milliardenabflüsse verdauen.

Thiam hält mit einer Beschleunigung des Sparprogramms dagegen. Bis Ende Jänner habe die Credit Suisse die Kosten um 1,2 Mrd. Franken gedrückt und damit bereits ein Drittel des bis Ende 2018 angepeilten Ziels von 3,5 Mrd. Franken erreicht, betonte er. Wie geplant will Credit Suisse nun rund 4000 Stellen streichen. Thiam peilt dennoch einen Vorsteuergewinn von neun bis zehn Mrd. Franken an. 2015 schaffte es die Bank hier gerade in die schwarzen Zahlen.

Kreditrisken steigen

„Um nur in die Richtung der angestrebten Ziele zu kommen, benötigt die Credit Suisse den Rückenwind der Märkte“, erklärte ZKB-Analyst Brun. „Momentan bläst ihr aber an allen Fronten ein rauer Wind entgegen.“ Der Bank drohten auch steigende Kreditrisikokosten. Dies gelte insbesondere für Darlehen im Ölsektor, bei denen die Bank mit 9,1 Mrd. Franken engagiert ist.

Nicht alle sehen das so negativ. Safra-Sarasin-Analyst Javier Lodeiro geht davon aus, dass die Credit Suisse mit ihrem Umbau im Gegensatz zur Deutschen Bank und der britischen Barclays dank des Vermögensverwaltungsgeschäfts schlussendlich erfolgreich sein wird. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2016)

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