„Meistgehasster Mann Amerikas“ steht vor Gericht

Martin Shkreli.
Martin Shkreli.(c) REUTERS (JOSHUA ROBERTS)
  • Drucken

Pharma-Bad-Boy Martin Shkreli soll Millionen abgezweigt haben, um Verluste bei seinen Hedgefonds auszugleichen.

New York. Mittwoch: Anhörung im Bezirksgericht Brooklyn wegen Betrugsvorwürfen. Donnerstag: Kreuzverhör in Washington, wo er dem US-Kongress Rede und Antwort stehen soll. Pharma-Bad-Boy Martin Shkreli, der durch drastische Preiserhöhungen bei einem lebensrettenden Medikament Berühmtheit erlangt hat, war diese Woche im Dauerstress.

Shkreli wurde in den USA zum Hassobjekt, nachdem seine Firma Turing Pharmaceuticals das Entzündungsmedikament Daraprim – das unter anderem Aids-Patienten helfen soll – kaufte und den Preis im September schlagartig von 13,5 auf 750 Dollar (686 Euro) pro Pille anhob. Die Geschäftspraxis, sich die Rechte für marktdominierende Medikamente zu sichern und dann kräftig die Preise zu erhöhen, ist in der Pharmabranche zwar weder neu noch unüblich. Doch das Ausmaß und die kritisierte Dreistigkeit sorgten dafür, dass Shkreli vielen jetzt als Inbegriff des Raubtierkapitalismus gilt. Die BBC bezeichnete Shkreli als den „meistgehassten Mann Amerikas“, die Washington Post als „Staatsfeind Nummer eins“.

Anwalt verhängt Redeverbot

Mitte Dezember wurde Shkreli festgenommen: Er soll Millionen abgezweigt haben, um Verluste bei seinen Hedgefonds auszugleichen. Die Anschuldigungen betreffen seinen früheren Job als Chef der Pharmafirma Retrophin. Geld von Anlegern, das seine Fonds in den Sand setzten, habe er sowohl mit neuen Investorengeldern als auch mit Mitteln von Retrophin ersetzt, heißt es in der Anklage. Shkreli drohen schlimmstenfalls 20 Jahre Gefängnis. Gegenüber Medienvertretern äußerte er sich nicht zu den Vorwürfen – aufgrund eines Redeverbots, das sein neuer Verteidiger, Staranwalt Benjamin Brafman, bis zur Klärung der Anschuldigungen verhängt hat.

Shkrelis Aktienvermögen ist laut der Staatsanwaltschaft seit der Verhaftung um 40 Mio. Dollar geschrumpft. Womöglich reicht das Geld nun nicht mehr als Sicherheit für das fünf Mio. Dollar schwere Kautionspaket, das ihn auf freiem Fuß hält. Doch Angst vor dem Knast hat Shkreli nach eigenen Angaben nicht: „Diese Gefängnisse sind doch wie Studentenheime“, sagte er kürzlich in einem „Vice“-Interview. In der Untersuchungshaft sei er so etwas wie „der King“ gewesen. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Martin Shkreli departs the U.S. Federal Court in New York
International

Wenn die Gier „ihr Gesicht“ verliert

Das FBI ermittelt gegen Martin Shkreli, den umstrittenen Bad-Boy der US-Hedgefondsszene. Nach der Verhaftung ist er auf Kaution wieder frei – die Anklage scheint ihm sicher.
Martin Shkreli, CEO Reviled for Drug Price Gouging, Arrested on Securities Fraud Charges
International

"Meistgehasster Mann Amerikas": Topmanager Shkreli verhaftet

Shkreli wurde bekannt, weil er den Preis eines Medikamentes um das 55-fache erhöhte. Jetzt wird ihm Betrug vorgeworfen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.