Bis es heißt: "Das macht dann 300 Yuan, bitte"

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Auch der Aufstieg von Chinas Yuan soll mit der neuen Seidenstraße beschleunigt werden.

Wenn die neue Seidenstraße und die Initiative „One Belt, One Road“ (Obor) über Eisenbahnlinien, Pipelines, Häfen und Autobahnen die Hardware für die chinesischen Großmachtträume liefert, dann ist der Yuan (auch Renminbi genannt) die Software. China bemüht sich seit einigen Jahren intensiv darum, die internationale Verbreitung seiner Währung zu erhöhen. Dass man mit der Obor-Initiative viele andere Staaten erreicht, ist dafür genauso nützlich wie etliche Währungsabkommen mit internationalen Zentralbanken. Der Erfolg ist evident. Seit Oktober vergangenen Jahres gehört der Yuan zu den vier meistgenutzten Währungen der Welt.


Maos Konterfei. Damit hat China in Währungsdingen nun Japan hinter sich gelassen und schließt zu den Leitwährungen Dollar und Euro auf – allerdings nur langsam. In Yuan wurden vergangenes Jahr rund 2,8 Prozent der internationalen Zahlungen abgewickelt. Der Dollar liegt bei mehr als 40 Prozent, der Euro bei über 25 Prozent und das britische Pfund zumindest bei acht Prozent. Die aktuellen Probleme auf den chinesischen Märkten und die damit einhergegangene Abwertung des Yuan sind zwar ein Rückschlag, aber die Internationalisierung des Yuan dürfte aus Pekings Sicht durchaus im Zeitplan liegen. Eine Bestätigung dessen war auch die Aufnahme des Yuan in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds Ende 2015. Seitdem gehört die Währung, deren Scheine das Konterfei Maos ziert, offiziell zu den wichtigsten Währungen der Welt – neben Dollar, Euro, Pfund und Yen.

Die jüngsten Attacken von US-Hedgefonds auf die chinesische Währung zeigen aber auch: Um auch von den Marktteilnehmern ernst genommen zu werden, muss die Zentralbank, die Peoples Bank of China, noch viel tun. Die Freigabe des Wechselkurses ist dabei der wichtigste Schritt. Zwar hat die PBoC es inzwischen aufgegeben, den Wechselkurs vollkommen willkürlich festzulegen und orientiert sich inzwischen an dem Marktkurs des Vortags, aber verglichen mit dem Euro oder dem Dollar handelt es sich noch immer um eine stark kontrollierte Währung – und je größer die Kontrolle, desto geringer das Vertrauen in den Märkten.

Dass die Zentralbank Spekulationsattacken der Hedgefonds zuletzt durch direkte Eingriffe in den Markt abgewehrt hat, zeigt das zwiespältige Verhältnis der chinesischen Führung zu freien Wechselkursen: Einerseits braucht sie einen stabilen Yuan. Andererseits braucht sie freie Wechselkurse, um international konkurrenzfähig zu sein. Die Frage, wie sie dieses Rätsel löst, ist entscheidend für den nächsten Schritt. Denn irgendwann wird die PBoC auch die letzten Wechselkurskontrollen aufgeben müssen, auch die De-facto-Bindung an den US-Dollar, die heute noch aktiv ist. Dann wird sie sich dem Markt ausliefern müssen, in der Hoffnung, dass der Markt seinen Daumen über dem Yuan nicht senkt.

Ein Weg, die Stabilität und die internationale Akzeptanz voranzutreiben, sieht die PBoC im Goldmarkt. Die Chinesen sind traditionell sehr goldaffin. Das Land fördert mehr Tonnen des beliebten Edelmetalls als irgendein anderer Staat. Auch bei den Goldimporten lag China zuletzt auf Platz eins, noch vor Indien. Aber der Preis für das Edelmetall wird weiterhin in Dollar festgelegt. In Shanghai will China noch heuer ein eigenes Yuan-Fixing etablieren, um sich eine bessere Position zu verschaffen. Aber der Starttermin ist noch unklar. Man ist sehr vorsichtig, denn ein Fehlstart könnte das ganze Projekt ins Wanken bringen. Peking scheint hin- und hergerissen. Einerseits sehnt man sich nach einer größeren internationalen Rolle, andererseits hofft man auf die Vorteile eines sanften Vorgehens. Bei der Seidenstraßen-Initiative treffen sich Chinas Währungs- und Goldambitionen. Immerhin erwartet man sich durch das Obor-Projekt zusätzliche Handelsbewegungen von 2,5 Billionen Dollar binnen zehn Jahren.

Um die Bedeutung der eigenen Währung im internationalen Goldhandel aufzuwerten, hat China im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative einen 16-Milliarden-Dollar-Fonds aufgelegt, der den Goldhandel zwischen den teilnehmenden Nationen stärken soll. Unter anderem will man bis zu 60 anderen Ländern die Möglichkeit geben, mit Yuan physisches Gold zu tauschen.


AIIB rechnet in Dollar. Im Spiel der internationalen Währungen ist die Nutzung von größter Bedeutung. Aber China will auch nicht den Eindruck erwecken, die Vormachtstellung des US-Dollar direkt zu attackieren. So soll bei Projekten der Asiatischen Infrastruktur-Investmentbank zumindest am Anfang in Dollar abgerechnet werden.

Dabei war es für Peking schon ein Sieg, dass die AIIB überhaupt in ihrer heutigen Form zustande gekommen ist. Washington hatte im Vorfeld großen Druck auf seine Verbündeten ausgeübt, nicht an Chinas Entwicklungsbank teilzunehmen. Am Ende erfolglos: Nachdem Großbritannien zuerst ausgeschert war, folgten auch Deutschland, Frankreich und Australien sowie das neutrale Österreich. Nur Japan, gleichsam US-treu wie chinaskeptisch, blieb der AIIB fern. Zumindest bis jetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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