Linde: Ex-CEO wird Aufsichtsratschef

Wolfgang Reitzle bei der Das Goldene Lenkrad 2015 Verleihung am 10 11 2015 in Berlin Goldenes Lenkra
Wolfgang Reitzle bei der Das Goldene Lenkrad 2015 Verleihung am 10 11 2015 in Berlin Goldenes Lenkra(c) imago/APress (imago stock&people)
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Bei dem Industriegase-Konzern lief es zuletzt alles andere als rund, auch die Aktie stürzte ab. Nun wird Ex-Konzernchef Wolfgang Reitzle zurück an Bord geholt.

München/Wien. Kolportiert wurde es schon Mitte Jänner, seit Montag, ist es offiziell: Wolfgang Reitzle, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Industriegase-Herstellers Linde, soll im Mai als Aufsichtsratschef in den Konzern zurückkehren. Der 66-Jährige soll künftig seinem unter Druck geratenen Nachfolger Wolfgang Büchele auf die Finger schauen.

Für den DAX-Konzern lief es in letzter Zeit alles andere als rund: Ende November musste Büchele zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres seine mittelfristige Geschäftsprognose kippen. Die weltweit lahmende Industriekonjunktur, schlechtere Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises setzten dem Unternehmen zu. Bereits ein Jahr zuvor hatte Büchele den bis 2017 geltenden Ausblick – den ihm sein Vorgänger Reitzle hinterlassen hatte – zusammengestrichen.

Kurseinbruch setzte sich fort

Bei den Anlegern kamen die wiederholt nach unten revidierten Prognosen sehr schlecht an: Anfang Dezember stürzte die Aktie um bis zu 14 Prozent ab, insgesamt sank der Aktienkurs seit Bücheles Amtsantritt von rund 150 auf deutlich unter 120 Euro. Auch die Ankündigung von Reitzles Rückkehr in den Konzern ließ die Investoren zunächst unbeeindruckt. Am Montag ging es im Tagesverlauf mit der Aktie weiter bergab, trotz einer leichten Erholung am Nachmittag.

In seiner Zeit an der Konzernspitze hat Reitzle dem Traditionsunternehmen seinen Stempel aufgedrückt: Er trennte die Gabelstaplersparte ab und richtete den Konzern ganz auf das lukrative Geschäft mit Industriegasen aus. Mehrere milliardenschwere Übernahmen machten das Unternehmen vorübergehend zum größten Gaseanbieter der Welt. Über seine künftige Rolle hieß es im „Handelsblatt“: „Er(Reitzle, Anm.) hält sich vermutlich selbst für den Besten, um dem Gasspezialisten in unsicheren Zeiten die Richtung zu weisen. Gut möglich, dass er damit recht hat.“ Seine Rückkehr könne richtig und wichtig sein – sofern sein Zusammenspiel mit Büchele funktioniere. Für diesen sei der laute Investorenruf nach Reitzles Rückkehr nicht gerade ein Vertrauensbeweis.

Reitzle hat Funktionen in mehreren Konzernen. Unter anderem ist er Verwaltungsratschef des Schweizer Zementriesen Lafarge-Holcim. Dessen Aktien büßten gestern rund fünf Prozent ein, weil die Anleger einen möglichen Wechsel an der Konzernspitze einpreisten. Ein Insider hatte bezweifelt, dass Reitzle das arbeitsintensive Mandat bei Lafarge-Holcim neben seiner neuen Aufgabe bei Linde weiterführen werde. Für den Zementhersteller käme ein Abgang Reitzles zur Unzeit: Lafarge-Holcim wurde im vergangenen Juli aus der Taufe gehoben, seither rumort es in der Konzernzentrale. Die Aktie verlor fast die Hälfte an Wert. (Reuters/cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2016)

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