Deka-Chefökonom: Österreich hat Talsohle durchschritten

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An den Finanzmärkten ortet Ulrich Kater eine Misstrauensstimmung, die ihren Ausgang in China genommen hat. Beim Öl erwartet er eine steigende Nachfrage.

An den Finanzmärkten herrscht derzeit eine deutliche Misstrauensstimmung, so der Chefvolkswirt der deutschen Dekabank, Ulrich Kater. Die derzeitigen Turbulenzen an den Aktienmärkten sieht er aber nicht als Krise oder Panik, er spricht von einer Veränderung der Stimmungslage.

In Österreich habe die Wirtschaft die Talsohle durchschritten, sie werde im ersten Quartal wieder wachsen. Ein längerfristiges Problem sei die Arbeitslosigkeit. Die wirtschaftlichen Zahlen würden in Österreich stabil bleiben, vorausgesetzt, dass die Weltwirtschaft nicht alles verhagle.

Ein Problem der Weltwrtschaft komme aus der Ölpreisentwicklung. Die erste Halbierung von 100 auf 50 Dollar je Fass sei schön gewesen, die zweite Halbierung erzeuge mehr Schäden. Ob die Nettobilanz positiv sei, lasse sich noch nicht sagen. In Deutschland seien die Schwellenländer für die Exporte wichtig, in Österreich deren Bedeutung aber noch größer. Kater verwies auf die Risiken und Bedeutung Russlands - Stichwort Sanktionen und Ölpreis - für die Wirtschaft in Osteuropa. Das müsse auch der österreichische Markt mittragen. Er sieht vorerst hier keine fundamentale Änderung. Beim Ölpreis sieht die Dekabank die Talsohle erreicht und rechnet mit 45 Dollar je Fass. Die Nachfrage nach Öl werde wieder steigen.

Rezession könnte kommen

Kater verweist aber angesichts des weltweit nicht sehr hohen Wachstums auch auf Risiken für die globale Konjunktur. Die Vermutung der Kapitalmärkte, dass eine Rezession komme, könnte doch nicht so weit entfernt sein.

Es sei nicht begründet, was derzeit an den Finanzmärkten stattfindet, "so schlecht sieht es nicht aus", meinte Kater zu konjunkturellen Lage am Mittwoch in Wien. "Wir sind in der Nullzinswelt angekommen." Während des Hineinkommens in die Nullzinsphase seien die Kurse gestiegen. Wenn diese Phase vorbei sei, tendierten die Kurse seitwärts und die laufenden Erträge zu Null. Unabhängig von der derzeitigen Episode an den Märkten sei man nun hier angekommen.

Vonseiten der Notenbanken sei mit weiteren Aktionen rechnen, diese seien aber keine Wunderwaffen mehr. Bei den Unternehmensgewinnen sieht Kater eine globale Stagnation.

Umstrukturierung Chinas Wirtschaft nötig

Der Startschuss zum derzeitigen Misstrauen sei von China gekommen. Die Krise im Industriesektor mit Überkapazitäten sei 2015 offengelegt worden. Weltweit sei in der Industrie kein Wachstum mehr vorhanden, das Geschäftsmodell in China und auch den Emerging Markets sei ausgereizt. China habe aber noch Luft nach oben, ein neues Geschäftsmodell sei nötig etwa mit höherwertigen Produkten und mehr Forschung und Entwicklung. Das falle zusammen mit den möglichen Problemen aus der Währungsliberalisierung.

(APA)

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