Unternehmen sind lausige Aktieninvestoren

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchangeREUTERS
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Beim Rückkauf eigener Aktien agieren Unternehmen wie viele Kleinanleger: Sie kaufen oft zum falschen Zeitpunkt.

Wenn Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen, dann erweisen sie sich als ziemlich lausige Investoren: Sie kaufen oft zum falschen Zeitpunkt und verbrennen dabei meist Geld. Das ist das Ergebnis von zwei in der Vorwoche in den USA veröffentlichten Studien.

In einer von Associated Press beauftragten Studie wurden die Aktienrückkäufe von 229 im Aktienindex S&P 500 notierten Unternehmen von September 2014 bis September 2015 untersucht. Ergebnis: Die meisten der Unternehmen wären wesentlich besser gefahren, hätten sie statt der eigenen Aktien Indexfonds gekauft.

Als Alternative hätten sie die für Rückkäufe verwendeten Summen natürlich auch in Form von Dividenden ausschütten und das Geld somit ihren Aktionären für Aktienkäufe überlassen können. Das Ergebnis wäre vielleicht ähnlich gewesen, denn die Konzerne machen beim Rückkauf eigener Aktien sehr oft dieselben Fehler wie Kleinaktionäre: Sie kaufen zu spät, wenn die Kurse hochgehen und zu früh, wenn sie sinken – und in der Tat noch weit vom Boden entfernt sind.

Bei einzelnen der untersuchten Gesellschaften waren die Differenzen zwischen der Summe, die sie für Rückkäufe bezahlt haben, und jener, die sie am Ende der Beobachtungsperiode hätten bezahlen müssen, beträchtlich. Der angeschlagene Handelskonzern Macy's etwa hat auf diese Weise per Rückkäufe einen (Papier-)Verlust von 1,5 Mrd. Dollar oder 16 Prozent angehäuft. Der Ölkonzern Chevron hat durch einen falsch gewählten Rückkaufzeitpunkt 28 Prozent in den Sand gesetzt, American Express sogar 34 Prozent. Zu ähnlich desaströsen Ergebnissen kommt eine zweite Studie, die 476 der 500 S&P-Unternehmen durchleuchtet: Aus dieser Gruppe haben innerhalb von drei Jahren 153 Unternehmen durch einen falschen Rückkaufzeitpunkt Geld verjubelt. Der Gesamtschaden beläuft sich da immerhin auf 100 Mio. Dollar.

Rückkäufe werden häufig gemacht, um die Kennzahl Gewinn pro Aktie zu verbessern. Das ist auch einer der Gründe, wieso oft der falsche Zeitpunkt gewählt wird. Gekauft wird nämlich meist dann, wenn sich der Gewinn pro Aktie zu verschlechtern beginnt – und das ist genau der Zeitpunkt, zu dem es auch mit dem Kurs nach unten geht.

Beliebt ist dieses Instrument zum Window Dressing allemal: Im Vorjahr wurden in den USA eigene Aktien im Wert von mehr als einer halben Milliarde Dollar auf diese Weise vom Markt genommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2016)

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