Apple zahlt lieber Zinsen als Steuern

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Apple tastet seine gigantischen Barreserven für Aktienrückkäufe nicht an, sondern holt sich lieber frische Milliarden von den Anlegern – und erspart sich so hohe Steuern in den USA.

216 Milliarden US-Dollar in cash sind nicht genug – zumindest nicht für Apple. Trotz seiner gewaltigen Barreserven zapft der wertvollste Börsekonzern neuerlich den Kapitalmarkt an und sammelt frisches Geld von den Anlegern ein. Das Kalkül dahinter: Dieser kleine Umweg kostet das Unternehmen zwar ein paar Zinszahlungen, dafür erspart sich der Elektronikriese hohe Abgaben an den amerikanischen Fiskus.

Denn die 216 Milliarden Dollar an Barreserven haben ein großes Problem: 93 Prozent davon lagern außerhalb der Landesgrenzen der Vereinigten Staaten. Holt das Unternehmen sie in die USA zurück, müssen sie dort versteuert werden. Und da Apple-Chef Tim Cook zuletzt keinen Zweifel daran gelassen hat, was er von der Forderung nach höheren Steuerzahlungen in Amerika hält („total crap“, Anm.), organisiert sich der Elektronikriese das notwendige Kleingeld eben woanders.

Schulden in fremder Währung

Am Dienstag versteigerte Apple eine Anleiheserie mit Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren, wie aus dem vorläufigen Entwurf des bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereichten Wertpapierprospekts hervorgeht. Stolze zwölf Milliarden Dollar soll das Unternehmen auf diese Weise steuerschonend eingenommen haben, berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider.

Dieses Vorgehen hat mittlerweile Tradition. Seit 2013 hat Apple jedes Jahr neue Milliarden-Anleihen ausgegeben, um sich neues Kapital zu organisieren. In Summe hat das Unternehmen seither 55 Milliarden Dollar an Schulden auf diese Weise aufgenommen. Ein Fünftel davon notiert in anderen Währungen wie Euro, Schweizer Franken, japanischen Yen oder britischen Pfund. Erst im August begab das Unternehmen die größte Anleihe in australischen Dollar, die es je gab, den „Kangaroo-Bond“.

Das ermöglicht es dem Unternehmen, seinen Cash-Berg zu den Aktionären umzuschichten, ohne auch den amerikanischen Fiskus daran beteiligen zu müssen.

Besser als US-Staatsanleihen

Diesen kleinen Umweg lässt sich Apple einiges kosten. Der Konzern bezahlt seinen Anlegern teils deutlich höhere Zinsen, als vergleichbare Unternehmen. Die zehnjährigen Schuldverschreibungen bot Apple beispielsweise zu einer Rendite von 3,28 Prozent an, berichtet das „Wall Street Journal“. Zum Vergleich:Das sind 1,5 Prozentpunkte mehr, als Anleger derzeit etwa für amerikanische Staatsanleihen bekommen. Entsprechend groß war das Interesse der Investoren.

Die Anleihen waren binnen kürzester Zeit stark überzeichnet. Apple hätte bis zu 28 Milliarden Dollar einnehmen können und überlegte deshalb kurzfristig sogar, auf 15 Milliarden auszuweiten.

Das Geld solle für „für allgemeine unternehmerische Zwecke“ wie etwa Dividendenzahlungen eingesetzt werden soll, ließ der iPhone-Bauer wissen. Konkret dürfte Apple damit allerdings vor allem eigene Aktien zukaufen.

Das Unternehmen kam zuletzt an den Aktienmärkten etwas unter Druck, da zwei große Investoren, Carl Icahn und David Einhorn, ihre Apple-Papiere auf den Markt geworfen haben. Der Investmentfonds Greenlight Capital von Einhorn stieß binnen dreier Monate 44 Prozent seiner Anteile ab. Carl Icahn reduzierte seine Beteiligung um 13 Prozent. Sie hatten sich in der Vergangenheit wiederholt darüber beschwert, dass das Unternehmen seine Aktionäre nur unzureichend am eigenen Erfolg teilhaben lässt – und kündigten einen Rückzug an.

Der Preis der Apple-Aktien rutschte im vergangenen Jahr von über 130 Dollar auf unter hundert Dollar ab.(auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2016)

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