Ausfälle: Autokredite als frühes Warnzeichen

Ministry Costs Muni-Bond Investors That Bankrolled Memphis Slums
Ministry Costs Muni-Bond Investors That Bankrolled Memphis Slums(c) Bloomberg (Andrea Morales)
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Die Ausfallsraten bei Autokrediten in den USA steigen an – und Erinnerungen an die Immobilienkrise werden wach. Wieder geht es um Subprime-Kredite an finanzschwache Haushalte.

Wien/New York. In den Vereinigten Staaten werden neun von zehn neue Autos auf Kredit gekauft. Bei den Gebrauchtwagen wird etwas mehr als die Hälfte mit geliehenem Geld finanziert. Die Gesamtsumme der Autokredite hat vergangenes Jahr erstmals eine Billion Dollar überschritten – und liegt damit etwa gleichauf mit Kreditkartenschulden und Immobilienfinanzierungen, die ebenfalls jeweils rund eine Billion Dollar (1000 Milliarden) ausmachen.

Pro Jahr werden inzwischen fast 100 Millionen Dollar in Form von Autokrediten vergeben. Das ist– für sich genommen – noch kein Problem, sondern sogar positiv: Einerseits treiben diese Kredite die Nachfrage nach Autos in den USA in die Höhe, was der Automobilindustrie hilft. Andererseits stellt es die Versorgung mit Fahrzeugen sicher, was in einem derart autofixierten Land wie den USA geradezu überlebenswichtig sein kann. Wer stellt schon eine Hilfskraft ein, die nicht rechtzeitig zur Arbeit erscheinen kann? Alles in allem ist das Wachstum sowohl der Automobilwirtschaft als auch der Autokredite also ein gutes Zeichen.

Am Horizont ziehen aber erste dunkle Wolken auf. Der Grund ist derselbe, der schon zur US-Immobilienkrise des Jahres 2007 und in der Folge zum Crash von Lehman Brothers und der globalen Finanzkrise geführt hat: „Subprime“.

Rund 20 Prozent Zinsen

Denn genau wie bei den Immobilien werden inzwischen Autokredite an Menschen mit schlechter Kreditwürdigkeit vergeben. Und genau wie bei den Immobilien werden diese Kredite zusammengeschnürt und auf dem Finanzmarkt weiterverkauft. Auch das ist an sich noch kein Problem, da die Käufer solcher Kreditbündel diesmal zumindest wissen, dass es sich um Subprime-Produkte handelt. Aber hier ist das Problem: Die Zahlungsausfälle seitens der Kreditnehmer häufen sich. So berichtet das „Wall Street Journal“, dass zwölf Prozent der Kredite in einem Subprime-Bündel des texanischen Autofinanzierers Skopos von den Kreditnehmern seit mehr als 30 Tagen nicht mehr bedient werden.

Dasselbe Bild bei Exeter Finance, einem weiteren Finanzierer von Subprime-Krediten. Auch hier sind zwölf Prozent der Kredite seit 30 Tagen in Verzug. Beide als Bonds verkaufte Bündel wurden von den texanischen Firmen erst Ende vergangenen Jahres auf den Markt geworfen. Skopos hat seinen ersten derartigen Bond im April verkauft. Gedeckt sind die Subprime-Bündel durch mehr als 10.000 Autokredite, die im Durchschnitt 5,6 Jahre laufen und eine Verzinsung von rund 20 Prozent (!) aufweisen.

Laut der Ratingagentur Fitch ist die Anzahl der Subprime-Kredite, die seit mehr als 60 Tagen nicht mehr bedient werden, im Februar auf 5,16 Prozent angestiegen, was dem höchsten Level seit zwei Jahrzehnten entspricht. Die Investoren werden schon aufmerksam und verlangen höhere Renditen auf Bonds, die von Subprime-Krediten gedeckt werden.

Zudem haben die Autokredite im Volumen just zu steigen begonnen, als der Immobilienmarkt nach der Krise stärker reguliert wurde und Subprime-Kredite erschwert wurden. Noch nehmen die meisten Analysten Ängste vor einer „Auto-Bubble“ nicht ernst, da die USA nicht in einer Rezession stecken und sich auch der Arbeitsmarkt positiv entwickelt. Aber sollte der Trend anhalten und der Subprime-Sektor immer weiter unter Druck geraten, droht Ungemach.

Denn die US-Autoindustrie ist von den günstigen Krediten an ihre Kunden abhängig, um ihre Ergebnisse weiter zu verbessern. Im vergangenen Jahr wurden in den USA 17,5 Millionen neue Autos verkauft– ein Rekord. Aber: „Hinter den Rekordzahlen beim Autoabsatz steckt nicht eine brummende Wirtschaft, sondern ein Rekord bei den Autokrediten“, sagte der Hedgefonds-Manager Ben Weinger nun dem „WSJ“. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2016)

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