Börsen-Ehe auf Augenhöhe

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GERMANY-FINANCE-STOCK-BRITAIN-MERGER(c) APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Die Deutsche Börse und die Londoner LSE sind handelseins.

Frankfurt/London. Zweimal ist die Deutsche Börse beim Versuch, die Londoner Stock Exchange (LSE) zu übernehmen, gescheitert. Jetzt sind sich die beiden großen Marktplätze aber einig – es geht um einen Zusammenschluss auf Augenhöhe, hieß es am Mittwoch. Und es geht, wie könnte es anders sein, um hohe Einsparungen. Ab dem dritten Jahr nach Vollzug der Fusion seien Synergien von 450 Mio. Euro pro Jahr zu erwarten, kündigten die Börsenbetreiber bei der Vorstellung ihrer detaillierten Pläne an.

Dabei würden auch Stellen gestrichen: Sparen könne man vor allem durch die gemeinsame Nutzung von Technologie und den Wegfall von Doppelarbeit, hieß es. Der gut 25 Mrd. Euro schwere Zusammenschluss bringe Vorteile für die Aktionäre und Kunden der Börsen sowie für die Städte Frankfurt und London, erklärten die beiden Unternehmen.

Das fusionierte Unternehmen soll seinen rechtlichen Sitz in London haben, was bei einigen deutschen Politikern und Finanzmanagern in Frankfurt auf Kritik stößt. „Die zentralen Funktionen werden ausgewogen zwischen den beiden Firmensitzen verteilt“, kalmierte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter. Er soll die fusionierte Mega-Börse führen.

Unterhalb der Holdinggesellschaft sollen die Deutsche Börse AG und ihre Töchter sowie die LSE bestehen bleiben. Auch an den Zuständigkeiten der nationalen Aufsichtsbehörden werde sich nichts ändern, erklärte LSE-Chef Xavier Rolet. „Es ist nicht unser Ziel, Geschäftsbereiche, IT- und Datenzentren von einem Ort zum anderen zu verschieben.“ Der dann mit Abstand größte Börsenbetreiber Europas könne Wettbewerbern aus den USA und Asien besser Paroli bieten.

Der Deal muss allerdings noch von den Wettbewerbshütern geprüft werden. Außerdem überlegt die in Atlanta beheimatete ICE ein Gegenoffert. An einem möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) werde der Zusammenschluss nicht scheitern. Ein Ausschuss der Unternehmen arbeite an Lösungen, wie der neue Konzern mit möglichen regulatorischen Änderungen bei einem Brexit umgehen könne. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2016)

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