Wie die Welt lernt, Chinas Smog zu lieben

People wearing masks ride bicycles across a street in smog in Liaocheng
People wearing masks ride bicycles across a street in smog in LiaochengREUTERS
  • Drucken

Geoingenieure jubeln: Chinas Luftverschmutzung heizt und kühlt die Erde zugleich.

Gute Nachrichten aus Peking: Die Luftverschmutzung im Reich der Mitte ist gar nicht so schlecht für die Erde, wie wir immer dachten. Das schreibt zumindest der Ökologe Bengang Li in einer Studie, die im aktuellen „Nature“-Magazin veröffentlicht wurde. Die Industrialisierung des Landes habe den CO2-Ausstoß seit 1980 zwar drastisch gesteigert, gleichzeitig bliesen die chinesischen Fabriken aber auch viele schwefelhaltige Schadstoffe in die Luft, die das Sonnenlicht blocken und den Globus kühlen. Chinas Beitrag zur Erderwärmung sei in den vergangenen 30 Jahren konstant bei zehn Prozent gelegen, heißt es. Daran werde sich auch nichts ändern – solange nur die Smogglocke über dem Land nicht verschwindet.

Das ist mehr als eine müde Ausrede Chinas, um den Klimaschutz – wissenschaftlich abgesegnet – etwas schleifen zu lassen. Die Erkenntnis ist vor allem auch Wasser auf die Mühlen jener Geoingenieure, die versuchen, das Weltklima mit Eingriffen in die Natur zu reparieren. Sie bieten der Menschheit eine rasche Lösung für die Erderwärmung an: Der kanadische Klimaforscher David Keith will etwa einen Ballon aufsteigen lassen, um in 20 Kilometern Höhe Schwefeldioxid in die Stratosphäre zu pumpen. Die Schwefelpartikel sollen das Sonnenlicht reflektieren und so die Temperatur auf der Erde senken. Auch wenn David Keith vorerst nicht mehr verlangt als ein gezieltes Experiment, ist die Kritik an ihm und seiner Zunft groß. Zu unklar seien die Folgen, so die Kritiker, die Geoingenieure oft behandeln, als bastelten sie an der neuen Atombombe.

Einige stört das herzlich wenig: 2012 kippte der US-Geschäftsmann Russ George heimlich 100 Tonnen Eisenpartikel in den Pazifik, um das Wachstum der CO2-fressenden Algen anzutreiben – mit mäßigem Erfolg. Viele Wissenschaftler warnen vor derartigen Alleingängen – auch mit Blick nach China: Die schlechte Luftqualität im Land kostet jedes Jahr 1,3 Millionen Chinesen das Leben.

E-Mails an: matthias.auer@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die 43 Mitgliedsstaaten des ''Climate Vulnarable Forum'' (CVF), die besonders unter dem Klimawandel leiden, versuchen seit Jahren, die Weltgemeinschaft zu dem Umstieg auf erneuerbare Energien zu bewegen.
Weltjournal

45 Länder wollen komplett auf erneuerbare Energien umsteigen

Die am meisten vom Klimawandel bedrohten Staaten der Welt sagen Kohle, Öl und Gas den Kampf an. Sie wollen damit ein Zeichen für Industriestaaten setzen.
FILES-CHINA-ENVIRONMENT-POLLUTION-HEALTH-SMOG
Weltjournal

Peking will mit Lüftungskorridoren gegen Smog vorgehen

Insgesamt fünf Korridore sind laut Medienberichten vorgesehen. Hindernisse für den Durchzug sollten Stück für Stück beseitigt werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.