Untersuchung: Viele Investmentfonds sind zu teuer

Viele Fondsmanager tun relativ wenig, sondern orientieren sich am Index.
Viele Fondsmanager tun relativ wenig, sondern orientieren sich am Index.(c) Bloomberg (Jason Alden)
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60 Prozent der größten europäischen Aktienfonds erzielten in den vergangenen Jahren niedrigere Renditen als der Vergleichsindex. Trotzdem sind die Gebühren hoch.

Wien/Berlin. Sparen wird durch die niedrigen Zinsen immer mehr zum Verlustgeschäft. Trotzdem kaufen die meisten Österreicher keine Aktien, weil sie Angst haben, an der Börse noch mehr Geld zu verlieren. Manche Banken und Finanzberater preisen daher Investmentfonds an. Im Vorjahr stiegen bei den österreichischen Kapitalanlagegesellschaften die Zuflüsse um rund 5,1 Milliarden Euro auf 162,7 Milliarden Euro. Die Auswahl an Fonds ist riesig. So verwalteten die 24 österreichischen Anlagegesellschaften zuletzt 2067 Wertpapierfonds. Daneben sind in Österreich noch mehrere tausend Investmentfonds von zahlreichen ausländischen Anbietern erhältlich.

Die großen österreichischen Fondsgesellschaften gehören Banken. Daher verkaufen die Finanzinstitute gern Produkte der hauseigenen Fondsgesellschaft. Doch nicht jeder Fonds glänzt mit einer guten Performance. Die in Berlin ansässige Quirin Bank hat am Montag eine Untersuchung veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass viele Investmentfonds zu teuer und die Leistungen der Fondsmanager kaum nachweisbar sind.

Die Quirin Bank ist Deutschlands erste Honorarberaterbank. Dort zahlen Kunden wie bei einem Steuerberater oder einem Rechtsanwalt ein Honorar. Für das Geld wählt der Bankmitarbeiter jene Produkte, die gut zum Kunden passen, aus. Versteckte Kosten oder teure Provisionen gibt es nicht.

Nun hat die Quirin Bank die fünfzehn größten europäischen Aktienfonds unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Neun der 15 Fonds erzielten in den vergangenen fünf Jahren annualisierte durchschnittliche Renditen, die unter der Wertentwicklung des Stoxx Europe 600 lagen.

Der Index Stoxx Europe 600 umfasst die 600 größten europäischen Aktien. Der Untersuchung zufolge lag die Wertentwicklung des größten Fonds, des Fidelity European Growth, 0,6 Prozent unter dieser Benchmark. Der Blackrock European Fund verfehlte die Rendite des Vergleichsindex um 3,6 Prozent.

Leistung kaum nachweisbar

Nach Ansicht der Quirin Bank sind viele der untersuchten Fonds großteils „Index-Umarmer“. Sie orientieren sich stark am Vergleichsindex und bilden einfach nur die Marktentwicklung ab.

Im Vergleich dazu sollen die Kosten für jene Fondsanteile, die aktiv gemanagt werden, zu hoch sein. „Für Anleger ist der kleine, wirklich aktive Anteil der Fonds unglaublich teuer“, sagt Stefan May, Leiter des Bereichs Asset Management des Berliner Instituts. „Nur wenige Fonds erzielen signifikante Überrenditen zur Benchmark, und wenn, dann nur zufällig und nicht systematisch.“ Die Leistungen der Fondsmanager seien laut May kaum nachweisbar.

Bei den 15 untersuchten Fonds lag die Kostenquote des aktiven Anteils, in der Fachsparache auch Active Expense Ratio genannt, bei durchschnittlich 8,3 Prozent. Die Spanne reichte von 3,1 Prozent bis zu 18,2 Prozent.

Doch es gibt auch günstige Alternativen. Mit sogenannten Indexfonds, die direkt einen bestimmten Index abbilden, wären Anleger unter Umständen zufriedener gewesen. Zu ähnlichen Ergebnissen wie die Quirin Bank kam vor Kurzem die deutsche Zeitung „Welt“, die sich mehrere Aktienfonds bekannter deutscher Investmentgesellschaften angesehen hat.

Auch hier schnitten einige Produkte besonders schlecht ab. Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA ist der Ansicht, dass jeder siebte Aktienfonds in Europa nur an einem Index hängt. Trotzdem verlangen die Fondsmanager viel Geld, obwohl sie relativ wenig tun.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2016)

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