Kuba: Das kuriose Rennen zwischen Gästen und Hoteliers

Oldtimer: Relikt und Wahrzeichen.
Oldtimer: Relikt und Wahrzeichen.(c) APA/AFP/YAMIL LAGE
  • Drucken

Die einen wollen gelebten Kommunismus sehen, bevor das US-Handelsembargo fällt. Die anderen wittern im Tourismus der Karibikinsel einen riesigen unerschlossenen Markt – nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Urlauberbooms.

Habana Libre, freies Havanna, heißt der Hotelklotz, der die Skyline der kubanischen Hauptstadt dominiert. 1958 von Conrad Hilton als Luxushotel fertiggestellt, pünktlich zu Beginn der Kubanischen Revolution, wurde das Haus 1960 enteignet und zum Hauptquartier der Revolutionsführer erkoren. Einer gewissen Ironie entbehrt es nicht, dass es beim aktuellen Staatsbesuch von Barack Obama, dem ersten amtierenden US-Präsident auf der Insel seit knapp 90 Jahren, als Pressezentrum fungiert.

Die angegraute Bettenburg, die nur mehr fern an den Luxus der Fünfzigerjahre erinnert, steht exemplarisch für Charme wie auch Nachholbedarf des kubanischen Tourismus, mittlerweile eine der Haupteinnahmequellen der Insel. „Das Niveau ist selbst bei Ketten nicht dasselbe wie in Europa. Die Hotels können managen, aber ohne Zustimmung der Regierung nichts investieren – und es fehlen die Produkte. Das beginnt bei der Wandfarbe“, sagt Kathrin Limpel von TUI Österreich. Die Nachfrage ist dennoch ungebrochen: Vergangenes Jahr zählte man 3,5 Millionen Touristen, 17 Prozent mehr als 2014. Zwischen ihnen und den US-Unternehmen kommt es gerade zu einem Wettlauf der anderen Art: Auf der einen Seite stehen jene, die sich von der amerikanischen Öffnungspolitik Geschäfte auf dem letzten unerschlossenen Hotelmarkt der westlichen Hemisphäre erwarten. Das Embargo zwischen den USA und Kuba bleibt zwar aufgrund des Widerstands der Republikaner im US-Kongress aufrecht, wird aber von Obamas Wirtschaftspolitik konstant aufgeweicht. So gab die US-Hotelkette Starwood rechtzeitig zur Ankunft des Präsidenten am Sonntag bekannt, sich mit Kubas Regierung auf die Übernahme mehrerer Luxushotels in der Hauptstadt geeinigt zu haben. Am selben Tag verkündete die Buchungsplattform Airbnb, sie habe von der US-Regierung grünes Licht erhalten, ihre 4000 gelisteten Unterkünfte auf der Insel nicht bloß an Amerikaner, sondern Urlauber aus aller Welt zu vermitteln.

Engpässe vorauszusehen

Auf der anderen Seite steht die Masse der Touristen, die den Investoren zuvorkommen und lebendigen Kommunismus mit bunten Oldtimern und angegrauten Bettenburgen sehen will. Von einer „jährlichen konstanten Steigerung“ bei Österreichs Fernreisenden spricht Limpel von TUI Österreich. Die Urlauber seien auf eine Zeitreise aus. Die Ankündigung der AUA, die Destination ab Oktober direkt anzufliegen, habe ein Übriges getan. Auch Walter Krahl, Geschäftsführer der Ruefa-Reisebüros, beziffert die Umsatzzuwächse seit 2013 mit zehn Prozent pro Jahr. 2016 habe man sogar ein Plus von 20 Prozent verzeichnet. Dabei stoße man mit den 55.000 auf der Insel verfügbaren Betten – laut Krahl „so gut wie alle, die es gibt“ – an die Kapazitätsgrenzen. Schließlich reisen nicht nur die rund 3000 von Ruefa betreuten Österreicher im Jahr nach Kuba.

Mit der Verknappung gehen laut Krahl schon heuer Preisanstiege von bis zu 30 Prozent bei Unterkünften und Mietwägen einher. Bis sich Kubas Hoteliers auch in der Bettenzahl auf die neu entflammte Liebe der europäischen und US-Gäste eingestellt haben, dürfte es nach Einschätzungen der Touristiker aber noch Jahre dauern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Stimulating the Economy
International

Grünes Licht für Airbnb in Kuba

Das Onlineportal darf Wohnungen in Kuba an Touristen aus aller Welt vermitteln. Diese Genehmigung erteilte die US-Regierung kurz vor dem Obama-Besuch.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.