Tesla: Der iPhone-Moment fürs Elektroauto?

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GERMANY BUSINESS IAA FAIR(c) BORIS ROESSLER / EPA / picturedesk
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Diese Woche stellt Tesla sein Modell 3 vor. Erfolg oder Misserfolg des Mittelklassefahrzeugs dürften großen Einfluss darauf haben, ob der Elektromobilität der Durchbruch gelingt oder nicht.

Wien. Wird der 31. März 2016 für Elektroautos jener Moment, der für Smartphones der 9.Jänner2007 war? Intelligente Handys gab es bereits seit der Jahrtausendwende – etwa in Form des Blackberrys oder Nokia Communicators. Aber erst das vor etwas mehr als neun Jahren von Steve Jobs vorgestellte erste iPhone von Apple brachte für die Kombination aus Telefon, Minicomputer, Kamera und Musikplayer den wirklichen Durchbruch.

Ähnlich hoch sind nun die Erwartungen an übermorgen, Donnerstag. Denn da wird Tesla-Chef Elon Musk, der aufgrund seiner Visionen gern mit Jobs verglichen wird, im kalifornischen Hawthorne sein neuestes Produkt vorstellen: das Modell 3. Anders als die beiden bereits auf dem Markt befindlichen Modelle S und X, die beide auf die hochpreisigen Segmente der Oberklasse-Limousine beziehungsweise des großen SUVs abzielen, tritt das Modell3 in einem wesentlich schwierigeren Teil des Marktes an. So soll es in der Mittelklasse Fahrzeugen vom Schlag eines BMW 3er, Audi A4 oder Mercedes C-Klasse Konkurrenz machen.

Dass Tesla konkurrenzfähige Autos bauen kann, zeigt der US-Newcomer im Autogeschäft bereits seit 2012 eindrucksvoll. Damals kam das Modell S auf den Markt, das wohl jeden grundsätzlichen Elektroautoskeptiker überzeugte, sobald dieser eine Runde damit gedreht hatte. Nicht nur Motorleistung, Verarbeitung oder Platzangebot überzeugten, auch die Reichweite war von Anfang an mit mindestens 400 Kilometern so groß, dass die größte Kritik am Konzept des Elektroautos verpuffte. Hinzu kommt, dass Tesla parallel zur Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge in den USA und Europa auch eine Ladeinfrastruktur aufbaute, in der die Tesla-Fahrer ihre Akkus nicht nur schnell, sondern auch ohne zusätzliche Kosten auffüllen konnten.

Vor allem auf dem US-Heimmarkt konnte Tesla mit diesem Angebot überzeugen. So war laut Nachrichtenagentur Bloomberg das Modell S im Vorjahr mit 26.200 Stück das meistverkaufte Fahrzeug seiner Klasse und lag zum Teil deutlich vor den dahinter folgenden Mercedes S-Klasse (21.900), BMW 7er (9300) oder Audi A7 (7700). In Deutschland war das Bild zwar noch umgekehrt. Dort lagen Mercedes (7300), Audi (4100) und BMW (2600) noch vor den Amerikanern. Mit 1600 verkauften Stück konnte Tesla aber auch im Heimatland seiner Hauptkonkurrenten ansehnliche Erfolge feiern (hierzulande wurden 492 Tesla verkauft, es gibt aber keine Detailzahlen für die Modelle der Konkurrenz).

Allerdings gelang dies Tesla in einem Autosegment, in dem die Preise der Fahrzeuge bei einer Größenordnung von rund 75.000 Euro beginnen und weit in den sechsstelligen Bereich gehen. Entsprechend hoch sind auch die Margen der Hersteller, was den Einstieg für eine neue, aufgrund der Speichertechnologie nach wie vor teure Technologie vereinfachte.

Preissensiblere Käufer

Mit dem Modell 3 visiert Tesla nun aber eine wesentlich preissensiblere Käuferschicht an, die vor allem in den USA auch von den in Europa mitunter unbekannten Nobelmarken japanischer Hersteller (Acura, Infinity, Lexus) heftig umworben wird. Musk ist sich dieser Herausforderung bewusst und gab bereits im Vorfeld der Präsentation die ambitionierten Eckpunkte bekannt. Mindestens 300 Kilometer Reichweite soll das Modell 3 haben. Und der Preis soll in den USA bei rund 35.000 Dollar liegen.

Das Modell 3 muss also funktionieren, um das hochgesteckte Ziel von 500.000 verkauften Autos bis 2020 zu erreichen, das Musk seiner Firma vorgegeben hat. Im Vorjahr lag Tesla noch bei 50.000 Stück. Dabei machte das Unternehmen bei einem Umsatz von vier Mrd. Dollar 900 Mio. Verlust. Möglich ist das unter anderem durch saftige Subventionen, die Tesla vor allem von der Obama-Regierung lukriert. Laut „Washington Post“ flossen in den vergangenen Jahren in Summe 4,9 Mrd. Dollar aus der Hauptstadt in die Kassen der Kalifornier. Nun müssen sie zeigen, dass sich das gelohnt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)

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