Warum Ökonomen vor Trump warnen

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US-GOP-PRESIDENTIAL-CANDIDATES-TAKE-PART-IN-CNN-TOWN-HALL-IN-MILAPA/AFP/GETTY IMAGES/Darren Hauc
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Seine Einstellung gegenüber dem Freihandel, insbesondere gegenüber China, könnte im Falle einer Präsidentschaft rasch eskalieren, schreibt der Economist.

"Macht Amerika wieder großartig!" lautet Trumps Wahlkampf-Slogan. Doch die Ideen, mit denen er dieses Versprechen erfüllen will, dürften die Vereinigten Staaten nach Einschätzung von Experten eher ruinieren als ihnen zu neuem Glanz zu verhelfen. Kaum ein Trump-Auftritt vergeht, ohne dass verbale Giftpfeile in Richtung wichtiger Handelspartner der USA geschickt werden.

"Im Fall eines Trump-Wahlsiegs könnte seine feindliche Haltung gegenüber dem Freihandel, insbesondere gegenüber China und Mexiko, rasch in einem Handelskrieg eskalieren", begründet das zum „Economist“ gehörende Analysehaus "The Economist Intelligence Unit" (EIU) seine Warnung vor dem New Yorker Immobilien-Spekulanten, der als Politik-Novize Präsident werden will.

Das Wirtschaftsmagazin hat die Aussicht auf Donald Trump als US-Präsidenten auf eine Stufe mit Gefahren wie der zunehmenden Bedrohung durch den radikalislamistischen Terrorismus oder einem unkontrollierten Absturz der chinesischen Wirtschaft gestellt.

China als Feindbild für Trump

Auf China hat es Trump abgesehen. Die Außenhandelsbilanz mit den USA komme "dem größten Diebstahl der Weltgeschichte gleich", ereiferte er sich jüngst. Doch wer glaubt, die Chinesen hätten etwas bestellt und nicht bezahlt, liegt falsch. Es ist eher umgekehrt: Weil die USA laufend mehr im Ausland kaufen als sie exportieren, haben sie ein chronisches Defizit im Außenhandel. Trump nimmt aber nicht die US-amerikanischen Verbraucher und Unternehmen in die Verantwortung, die günstig Waren in China ordern. Schuld seien die Chinesen, die sie mit Währungs-Dumping und illegalen Export-Subventionen zwingen würden, über ihre Verhältnisse zu leben.

An seinem ersten Amtstag als US-Präsident will Trump China als Wechselkurs-Fälscher und unfairer Handelspartner brandmarken. Zudem will er die Einfuhrzölle drastisch erhöhen, eine Nulltoleranz-Linie gegen "Diebstahl" geistigen US-Eigentums verhängen, und die Militär-Präsenz gegenüber China erhöhen. "Trump bricht mit 200 Jahren ökonomischer Orthodoxie", kommentierte die "New York Times".

10 Milliarden weniger Steuern

Der Milliardär verspricht, bei den Steuern die Mittelklasse zu entlasten und das Steuersystem zu vereinfachen. Eine Trump-Administration würde so "eine große Zahl" an Arbeitsplätzen schaffen und die US-Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig und wachstumsstark machen. Das Ganze dürfe aber nicht zu einer Erhöhung der Staatsschulden führen, die bereits zu hoch seien.

Verschiedene Analysen kommen aber zu dem Schluss, dass Trumps Steuersenkungen den Haushalt massiv belasten würden. Sollten die Pläne umgesetzt werden, brächen dem US-Fiskus in den nächsten zehn Jahren 10,14 Mrd. Dollar an Einnahmen weg, heißt es in einer Studie der Washingtoner Denkfabrik Tax Foundation. Doch der strapazierte US-Haushalt wird an den Finanzmärkten ohnehin schon regelmäßig als Unsicherheitsfaktor gehandelt. Jedes Mal, wenn die weltgrößte Volkswirtschaft an ihre Schuldenobergrenze stößt und der Regierung die Zahlungsunfähigkeit droht, werden Anleger weltweit nervös. Das Vertrauen der Investoren auf die Probe zu stellen, ist angesichts des riesigen Finanzbedarfs der USA ein großes Wagnis.

Wer würde überhaupt von Trumps Politik profitieren? Das Tax Policy Center aus Washington fand heraus, dass nicht die US-Mittelschicht, sondern Superreiche die größten Gewinner wären. "Das oberste 0,1 Prozent der Steuerzahler - diejenigen mit Einkommen von mehr als 3,7 Mio. Dollar im Jahr 2015 - würden ab 2017 im Schnitt 1,3 Mio. Dollar an Steuern sparen", so die Wirtschaftsforscher.

(APA/dpa)

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