Tourismus: Für die Türkei gibt es keinen Ersatz

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In der Branche spricht man bereits von Rückgängen in Höhe von zwei Dritteln. Kapazitäten und Preise im Westen verhindern die Verlagerung.

Wien. So eine Schwächephase habe die Reisebranche noch nicht erlebt, sagt TUI-Österreich-Chef Dirk Lukas. Alles ist im Umbruch. 35 statt 20 Prozent der Pauschalreisenden würden diesen Sommer nach Spanien fahren. Damit nimmt es die ehemalige Position der krisengebeutelten Türkei ein. Dort hätten sich die Zahlen schlecht entwickelt. Der deutsche TUI-Konzern sprach zu Jahresbeginn von Rückgängen von 40 Prozent. Mittlerweile heißt es hinter vorgehaltener Hand aus der Branche, liegen sie bei zwei Dritteln.

TUI versucht die weggebrochenen Umsätze in den arabischen Destinationen mit sicheren Reisezielen wie Italien, Griechenland und Spanien abzufangen. „Dort schöpfen wir die Rendite, die wir in der Türkei und Ägypten liegen lassen“, sagt Lukas. Konkret hat TUI 7500 Flugplätze mit Hauptfokus Spanien aufgestockt. Für die Absicherung zusätzlicher Betten auf Mallorca zahlte man 26 Mio. Euro. Die Anzahl der eingestellten Flüge gen Osten liege jedoch darüber, genau beziffern will man das nicht. Und Lukas gesteht: Ganz könne der finanzielle Schaden in den arabischen Ländern auch nicht ausgeglichen werden, weil die Anreise in Westeuropa vermehrt per Auto erfolgt – so fallen Transfereinnahmen weg.

Optimismus gefragt

Lukas übt sich trotz allem in Optimismus: Ägypten sei auf dem Weg zur Normalität. Den ostgriechischen Inseln prognostiziert er nach dem Flüchtlingsabkommen mit der Türkei eine Aufholjagd im Last-Minute-Geschäft. Und die Türkei werde dank des „sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnisses“ in letzter Minute Betten füllen.

Diese Hoffnung ist nicht zuletzt der wahren Hürde bei der Verlagerung der Reiseströme geschuldet: Den klassischen Türkei-Familienreisenden bietet das teurere Spanien nur bedingt eine Alternative. Das merke TUI aufgrund der anhaltenden Türkei-Anfragen. Wenn diese Familien und mit ihnen die geschätzt 30 bis 40 Prozent der noch unentschlossenen Österreicher im Sommer daheim blieben, werde es „ein schweres Jahr“. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2016)

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