Dobrindt über Abgasaffäre: "Unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende"

APA/AFP/ODD ANDERSEN
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Der deutsche Verkehrsminister erwartet weitere Rückrufaktionen - nicht nur von deutschen Herstellern. In den USA sieht er die Diesel-Technologie vor dem Aus.

Infolge des Abgas-Skandals werden in Europa voraussichtlich noch mehr Fahrzeuge in die Werkstätten zurückgerufen als bisher bekannt. Mit Suzuki und Renault hätten auch die ersten internationalen Hersteller Rückrufaktionen signalisiert, sagte Deutschlands Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe).

Bisher hatten nur deutsche Hersteller den Rückruf von 630.000 Autos angekündigt. Dobrindt hatte nach Bekanntwerden der massenhaften Abgasmanipulation bei Volkswagen Tests an "relevanten" Dieselfahrzeugen in- und ausländischer Hersteller angeordnet. Dabei waren teils hohe Emissionen an gesundheitsschädlichem Stickoxid gemessen worden. Betroffen waren neben den deutschen Herstellern Audi, Mercedes, Opel, Porsche und VW auch ein Dutzend ausländischer Anbieter wie Ford, Jaguar, Chevrolet oder Dacia. Viele hatten zunächst offen gelassen, wie sie auf die Vorwürfe reagieren.

Maßnahmen bei nicht freiwilligen Rückrufen

Daher erhöht das deutsche Verkehrsministerium nun auch auf internationale Behörden und Hersteller den Druck. "Wir sind in Kontakt mit allen betroffenen Zulassungsbehörden. Ich erwarte, dass sie so hart durchgreifen wie wir und für Rückrufe sorgen", sagte Dobrindt er "SZ". "Sollte ein Rückruf nicht freiwillig klappen, werden wir auch das öffentlich diskutieren."

Die Abgastests des Ministeriums sollen in den kommenden Monaten zudem weiter gehen. Die zuständige Kommission werde nicht aufgelöst, kündigte Dobrindt an. "Sie wird weiter benötigt." Im Vordergrund stehe momentan die Messung der Stickoxidemissionen. Dobrindt deutete jedoch auch eine mögliche Ausdehnung der Tests an. "Auch CO2 kann uns beschäftigen. Unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende."

Nach dem Betrug mit manipulierter Abgas-Software bei rund elf Millionen Diesel-Autos droht der Technologie nach Einschätzung von Dobrindt in den USA das Aus. "Es kann gut sein, dass der Versuch, den Diesel in Amerika zu etablieren, nicht mehr funktioniert", sagte der Minister der "SZ". Zurzeit sei sogar nicht unklar, "ob die Fahrzeuge in Amerika in einen rechtskonformen Zustand versetzt werden können".

Diesel in USA eine Randerscheinung

Vor allem europäische Konzerne hatten zuletzt über Jahre versucht, die in Europa erfolgreiche Diesel-Technik auch in den USA zu etablieren - bisher ohne Erfolg. "In Amerika sind Dieselfahrzeuge eine absolute Randerscheinung", sagte Dobrindt. Es könne gut sein, dass Dieselautos nach dem Abgasskandal nun gar nicht mehr in den USA etabliert werden könnten.

In Deutschland werde der Diesel dagegen noch länger Teil der Fahrzeugflotte bleiben, sagte der Minister. "Wenn wir 2020 eine Million E-Autos haben bei einem Fahrzeugbestand von 45 Millionen, bleiben auch Diesel übrig." Die Umwälzung des Fuhrparks werde länger als zehn Jahre dauern.

(APA/AFP)

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