Studie: Viele Syrer bringen Basis für Berufsausbildung mit

Zwei Fluechtlinge
Zwei Fluechtlinge imago/Markus Heine
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Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht für syrische Flüchtlinge Chancen für einen Erfolg am Arbeitsmarkt. Von den Jungen besitzt jeder Fünfte eine Ausbildung auf Facharbeiterniveau.

Ein AMS-Kompetenzcheck hatte zu Jahresbeginn hohe Wellen geschlagen. Danach haben Flüchtlinge in Österreich zum Teil eine bessere Ausbildung als erwartet. AMS-Vorstand Johannes Kopf sah sich gezwungen klarzustellen, dass es sich dabei nicht um eine wissenschaftliche Erhebung handelte. Nun zeigen am Montag veröffentlichte Untersuchungen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) jedoch, dass das  Bildungsniveau vieler syrischer Flüchtlinge deutlich höher liegt, als es die Diskussion über ihre Integrationsfähigkeit in den deutschen Arbeitsmarkt vermuten lässt. So besuchten liegt einer Studie zufolge beispielsweise vor Beginn des Bürgerkriegs rund 70 Prozent der syrischen Schüler nach neunjähriger Pflichtschulzeit eine sogenannte Sekundarschule.

Jeder Fünfte mit technischer Ausbildung

Von den Sekundarschülern habe sich wiederum ein gutes Fünftel für eine technische Ausbildung entschieden, im Zuge welcher die Schüler drei Jahre lang auf einen Beruf vorbereitet worden seien. "In Syrien gibt es also durchaus Ausbildungen auf Facharbeiterniveau", stellen die IW-Autoren fest. An diese Qualifikationen könne bei der Arbeitsmarktintegration angeknüpft werden. Zugleich räumen die Autoren jedoch ein, dass in Syrien bei Verarbeitung und Serviceleistungen ein "anderes technologisches Niveau als in Deutschland" vorherrsche.

Weiter heißt es, die Einschulungsquote im Jahr 2011, aus dem die letzten gesicherten Daten vorliegen, sei in Syrien mit 97 Prozent eines Jahrgangs sehr hoch. Auch die relativen Bildungsausgaben seien mit damals gut fünf Prozent der syrischen Wirtschaftsleistung mit denen Deutschlands vergleichbar. Entsprechend sei auch bei jüngeren Syrern zwischen 15 und 25 Jahren der Anteil der Analphabeten mit 3,5 Prozent sehr niedrig. Bei älteren Jahrgängen liege er mit 15 Prozent allerdings merklich darüber.

Hohe Arztdichte in Syrien

Zudem seien vor dem Krieg 15 bis 20 Prozent eines Jahrgangs in Syrien an einer Hochschule immatrikuliert gewesen. Der Anteil an Medizinern sei dabei mit 14,3 Allgemeinärzten und 8,7 Zahnärzten pro 10.000 Einwohner im internationalen Vergleich sehr hoch gewesen, heißt es in der Studie. Dies spiegle sich auch an der Zahl syrischer Ärzte in Deutschland wider: Diese bildeten hierzulande nicht nur die viertgrößte Gruppe unter ausländischen Medizinern, zwischen 2012 und 2014 sei auch der Großteil der 1.455 Anträge auf Anerkennung eines syrischen Berufsabschlusses aus dieser Gruppe gekommen.

Ebenso können die Kölner Forscher nicht erkennen, dass syrische Frauen in Sachen Bildung grundsätzlich benachteiligt worden wären. Unterricht habe stets gemeinsam mit Männern stattgefunden, und mit 49 Prozent sei 2011 rund die Hälfte aller Studierenden weiblich gewesen. Allerdings seien Frauen nach der Ausbildung weniger stark auf dem Arbeitsmarkt vertreten.

(APA/AFP)

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