Schon wieder platzt Milliardenfusion

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FILES-US-OIL-MERGER-HALLIBURTON-BAKERHUGHESAPA/AFP/MIRA OBERMAN
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Der 28 Mrd. Dollar schwere Zusammenschluss zwischen Halliburton und Baker Hughes ist am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert. Diese schauen derzeit genau hin.

Houston. Die beiden US-Öldienstleister Halliburton und Baker Hughes nehmen Abstand von ihrer geplanten 28 Milliarden Dollar (24,55 Mrd. Euro) schweren Fusion. Die Konzerne gaben am Sonntag das Aus für das Vorhaben bekannt. Zur Begründung führten sie in einer Mitteilung den Widerstand der Kartellbehörden sowie die schwierige Situation der Branche an. Halliburton werde Baker Hughes eine Konventionalstrafe von 3,5 Mrd. Dollar zahlen. Die Aktionäre sehen das Platzen des Deals gelassen. Die Halliburton-Aktie lag am Montagnachmittag in Europa leicht im Plus, das Papier von Baker Hughes im Minus.

Sorge um Wettbewerb

Das US-Justizministerium hatte Anfang April Klage gegen den geplanten Zusammenschluss zwischen dem zweitgrößten und dem drittgrößten US-Öldienstleister eingereicht. Die Fusion würde den Wettbewerb in der Branche unterdrücken und dem Verbraucher schaden, hatte Justizministerin Loretta Lynch erklärt.

In vielen Bereichen hätte es nach einem Zusammenschluss von Halliburton und Baker Hughes mit Schlumberger nur noch einen bedeutenden Wettbewerber gegeben.

Auch in Europa hatte sich Widerstand gegen den Zusammenschluss geregt. Die Unternehmen hatten ihre Fusionspläne bereits im November 2014 bekannt gegeben. Danach kam es zu vielen Verzögerungen. Ursprünglich hatte der Deal ein Volumen von 35 Mrd. Dollar, nach dem Verfall der Aktienkurse waren es noch 28 Mrd. Dollar. Zuletzt hatten beide Seiten über Verkäufe von Geschäftsbereichen beraten.

Halliburton setzen – wie auch der Konkurrenz – die stark gefallenen Ölpreise zu, da Kunden ihre Ausgaben zurückgefahren haben. Allein im ersten Quartal strich das Unternehmen 6000 Jobs. In den vergangenen Monaten scheiterten mehrere Großfusionen am Widerstand der Kartellwächter und der Politik. Bei den Pharmariesen Pfizer und Allergan war es ein plötzlicher Schwenk der US-Regierung in Steuerfragen, die die zweitgrößte Fusion aller Zeiten platzen ließ. Gegen die Fusion der Büroartikel-Konzerne Staples und Office Depot läuft eine Klage der Wettbewerbsbehörde FTC.

Die Regierung von Barack Obama macht sich offenbar Sorgen, dass die Konzerne es mit der Konsolidierung ihrer Branchen zu weit treiben. Der Staat müsse sicherstellen, dass die Marktmechanismen nicht nur Managern und Großaktionären zu Gute kämen, sondern allen US-Amerikanern.

Auch die Übernahme des Schweizer Agrarchemiekonzerns Syngenta durch die chinesische ChemChina ist noch nicht unter Dach und Fach: Der Chemieriese aus Peking will für Syngenta 43 Mrd. Dollar (38 Mrd. Euro) auf den Tisch legen. Vollzogen sein soll der bisher größte Zukauf eines chinesischen Unternehmens im Ausland bis Jahresende. Dem Deal müssen allerdings noch die Kartellbehörden zustimmen, insbesondere der Ausschuss für ausländische Investitionen CFIUS in den USA. Die Syngenta-Aktie ist zuletzt unter Druck geraten und notiert deutlich unter dem von ChemChina gebotenen Preis, was zeigt, dass die Aktionäre den Deal noch nicht als sicher betrachten.

Auch Deutsche Börse zittert

Auch in Europa mischt der Staat mit: Der Absage der Fusion der französischen Telekom-Konzerne Orange und Bouygues ging ein Streit zwischen Martin Bouygues und Wirtschaftsminister Emmanuel Macron um die drohende Marktmacht des Milliardärs voraus. Und auch die Deutsche Börse bangt um die Zustimmung der staatlichen Börsenaufsicht zu der geplanten Übernahme der Londoner LSE. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2016)

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