Fairtrade bei Eheringen aus Gold: Drum prüfe, wer sich bindet

Fairtrade bei Gold
Fairtrade bei Gold(c) Valerie Voithofer
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Heiratswillige können jetzt Fairtrade-zertifizierte Eheringe kaufen. Die Branche hofft auf ein Umdenken wie im Lebensmittelhandel.

Wien. Eine hundertprozentige Garantie gebe es nie, aber eine sehr hohe Sicherheit, sagt Hartwig Kirner. Die Rede ist vom Konzept „Fairtrade“. Der Geschäftsführer des österreichischen Tochtervereins meint jedoch nicht das Gütesiegel für Handelsprodukte aus dem globalen Süden wie Kakao, Kaffee oder Bananen, sondern Gold. Konkreter: goldene Eheringe.

Nach Fairtrade-Standards zertifizierte Ringe gibt es seit Dienstag erstmals in Österreich zu kaufen. Mit Slogans wie „Fairheiratet“ machen die beiden Partner, das Wiener Dorotheum und der Trauringproduzent Brüder Nowotny Collection Ruesch, auf ihre Kollektionen aufmerksam. Österreich hat damit umgesetzt, was es im europäischen Fairtrade-Vorreiterland Großbritannien seit vier Jahren, in den Nachbarmärkten Deutschland und der Schweiz seit einem Jahr gibt.

Warum man sich entschied, den Fairtrade-Markt für Gold vorläufig nur mit Ringen zu erschließen, hat pragmatische Gründe. Alle Stationen in der Lieferkette von den zwei lizenzierten Minen im Süden Perus bis hin zum österreichischen Händler müssen das Fairtrade-Siegel haben. Das ist bei Ringen verhältnismäßig einfach, da es nach dem Bergwerk und der Schweizer Scheideanstalt, die das Feingold herausdestilliert, wenige zusätzliche Produktionsschritte braucht.

Langsamer Start

Um den Fairtrade-Stempel an der Innenseite des Rings anbringen zu dürfen, muss man das Gold physisch bis zur konkreten Mine zurückverfolgen können. Durch den hohen Wert des Produkts – ein Kilo Gold kostet rund 40.000 Dollar – sei das aber laut Kirner einfach zu gewährleisten.
Der Preis ist auch der Grund, warum Fairtrade Österreich damit rechnet, dass im ersten Jahr nur ein paar Kilo des fairen peruanischen Goldes nach Österreich importiert werden. Auch wenn das „Interesse sicher hoch“ sei. Cornelia Gruber-Ruesch, deren Collection Ruesch vorerst rund 15 Juweliere in Österreich mit fairen Trauringen beliefert, spricht von einem verschärften Bewusstsein ihrer Kunden für das Fairtrade-Thema. Sie erhalte mehrere Mails pro Woche, in denen nach der Herkunft des verarbeiteten Goldes nachgefragt werde. „Ich hoffe, dass es wie bei Lebensmitteln im Supermarkt wird, wo die Kunden sagen, der Aufpreis ist es ihnen wert.“

Der Fairtrade-Mindestpreis, der bei 95 Prozent des von der London Bullion Market Association (LBMA) festgelegten Weltmarktpreises liegt, ist weit mehr als das, was die weltweit 15 Millionen kleingewerblichen Mineure sonst von ihren Zwischenhändlern erhalten. „60 Prozent bekommen sie, wenn sie Glück haben“, sagt Kirner. Für mehr reicht die Verhandlungsmacht der einzelnen, meist illegal arbeitenden Schürfer nicht aus.

Neben dem Mindestpreis geht mit dem Fairtrade-Siegel im Goldabbau eine bezahlte Prämie von 2000 Dollar pro Kilo einher. Sie fließt in die örtliche Entwicklungshilfe. Etwa in die Gesundheitsstandards im quecksilberlastigen Goldabbau. Für die Arbeiter in Peru und in bald neun weiteren Minen in Ostafrika bedeutet das Siegel vor allem auch eine Hilfestellung dabei, sich in Genossenschaften zu organisieren, den Abbau zu legalisieren und eine bessere Verhandlungsposition am Markt zu erlangen.

Lange Amortisationsdauer

„Da muss es einen Aufpreis geben im Vergleich zu anderen Ringen“, sagt Kirner. Für ein Produkt mit einem derart hohen Wert halte sich der Preisaufschlag im Rahmen. Und schließlich sei der von der LBMA festgelegte Referenzwert ja nur einer der Kostenfaktoren bei handgefertigtem Schmuck. Cornelia Gruber-Ruesch ergänzt: „Die Investition tätigen die Paare hoffentlich ja auch nur einmal im Leben, sodass sie sich über die nächsten 30, 40 Jahre amortisieren kann.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2016)

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