EZB-Direktor Mersch: Wollen Bargeld nicht abschaffen

Lila verschwindet, gelb, grün, blau, rot und grau sollen bleiben.
Lila verschwindet, gelb, grün, blau, rot und grau sollen bleiben.APA/BARBARA GINDL
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Das Ende des 500er-Scheins sei nicht der Anfang vom Ende des Bargelds. Der Notenbanker würdigt Geldscheine als "gedruckte Privatsphäre".

Nach dem Aus für den 500-Euro-Schein droht nach den Worten von EZB-Vertreter Yves Mersch nun keineswegs die Abschaffung des Bargeldes. "Wer nun glaubt, dass die Eurozone sich vom Bargeld verabschiedet, irrt", schrieb Mersch, Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), in einem Beitrag für "Spiegel online".

Für viele Bürger symbolisiere Bargeld nicht nur Kaufkraft, sondern stelle "gedruckte Privatsphäre" dar. Bargeld per se abzuschaffen, stehe nicht auf der Tagesordnung, schrieb Mersch. Die Entscheidung gegen den 500-Euro-Schein sei "in einem Umfeld gefällt worden, in dem Bargeld per se kritisch hinterfragt wird". Die Argumente der Bargeldgegner könnten jedoch nicht überzeugen. Die Logik, ohne Bargeld könnte die Zentralbank mit immer niedrigeren negativen Zinsen die Wirtschaft zusätzlich stimulieren, greife zu kurz. Sie ignoriere zum einen die Nebenwirkungen exzessiv negativer Zinsen: "Bereits jetzt klagen Banken, Geldmarktfonds und Versicherer über den Druck auf Margen sowie ganze Geschäftsmodelle."

Menschen könnten Verhalten anpassen

Zum zweiten werde die Effektivität negativer Zinsen womöglich überschätzt. "Eine Wirkung im Sinne von 'mehr hilft mehr' ist keinesfalls gegeben." Menschen reagierten nicht immer linear auf veränderte Rahmenbedingungen, schrieb Mersch. Sie können ihr Verhalten anpassen. "Wenn etwa Sparer fürchten, ihr Geldvermögen wird immer mehr belastet, nimmt ihre Sparneigung womöglich zu statt ab, weil sie so das gleiche Niveau an Alterssicherung zu erreichen suchen."

Mersch verwies darauf, dass eine "Finanz-Tech-Allianz" Interesse an einer Abschaffung des Bargeldes habe: Für die Kreditwirtschaft stellten Lagerung, Bearbeitung, Transport, Ausgabe am Schalter oder Automaten vor allem immense Kostenblöcke dar, schrieb er. "In Zeiten niedriger Margen würde sie gerne darauf verzichten." Es sei also kein Wunder, dass Vorschläge, Bargeld komplett abzuschaffen, vor allem von Bankern oder bankfinanzierten Ökonomen stammen - "wenn auch gerne in akademischer Garderobe gekleidet".

(APA/AFP)

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