Amazon will die Lieferkette

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Der US-Onlinehändler least nicht nur Frachtflugzeuge, sondern hat sich zuletzt auch Markennamen in der EU gesichert.

Wien. Amazon begann einst mit dem Versand von Büchern. Inzwischen ist das Unternehmen auf dem besten Weg, ein vollwertiger Logistikkonzern zu werden.

Zuletzt unterzeichnete Amazon einen Leasingvertrag über 20 Boeing-Frachtflugzeuge. Diese werden, samt Besatzung, ab dem zweiten Halbjahr für sieben bis zehn Jahre von der Leasingfirma Atlas Air Worldwide Holdings (AAWW) zur Verfügung gestellt.Erst im März hatte Amazon ebenfalls einen Leasingvertrag für 20 Frachtflugzeuge mit dem US-Anbieter ATSG geschlossen. Bei beiden Firmen sicherte sich der Online-Riese zudem die Möglichkeit, ein großer Aktionär zu werden.

Amazon arbeitet seit Längerem daran, sich stärker in die Lieferkette einzuschalten und damit seine Abhängigkeit von den etablierten Paketdiensten wie UPS, FedEx oder dem deutschen Marktführer Deutsche Post DHL zu verringern.

Amazon mit Gewinn

Bei München organisiert der Konzern etwa die Auslieferung in einem Modellversuch selbst. Offiziell, um das „Angebot zu ergänzen“, wie der US-Konzern versichert. Es geht dabei vor allem um die boomende tagesaktuelle Zustellung. Amazon wirbt in einigen deutschen Metropolen damit, seinen Prime-Kunden die bestellte Ware noch am gleichen Tag gratis ins Haus zu liefern. Mit dem Versuch sei man „sehr, sehr zufrieden“, hieß es dazu Ende April. Bewährt sich das Modell, könnten weitere Amazon-Zentren in Deutschland folgen. Die Deutsche Post tut derzeit noch alles, um die letzten Meter zum Verbraucher und damit den Kontakt zum Kunden zu kontrollieren. Die China-Tochter von Amazon verfügt etwa schon über eine Lizenz, mit der sie auch auf Frachtschiffen Ladekapazitäten kaufen kann.

Gleichzeitig plant der Händler einen Angriff auf die Modebranche. Seit über zehn Jahren vertreibt der Konzern Textilien und Schuhe. Doch in den vergangenen Monaten meldete Amazon bei der EU-Stelle für geistiges Eigentum gleich mehrere Markennamen an. Sie lauten etwa Lark & Ro, North Eleven oder Franklin Tailored. In den USA hat der Konzern bereits mehrere Modemarken aufgebaut.

Zuletzt zahlte sich Amazons kostspieliger Expansionskurs jedenfalls aus. Im ersten Quartal verdiente der Onlinehändler mit 513 Mio. Dollar fast doppelt so viel wie erwartet. Die Amazon-Aktie kostete am Freitag 661 Dollar. Der Kurs hat sich binnen eines Jahres mehr als verdoppelt. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2016)

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