Preisliche Mitte bricht weg: Sind die Warenhäuser zu retten?

Das KaDeWe wird umgebaut
Das KaDeWe wird umgebaut(c) OMA
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Die KaDeWe-Gruppe setzt auf neue Luxuskaufhäuser in den deutschen Metropolen. Die Standorte in kleineren Städten kämpfen ums Überleben.

Am Berliner KaDeWe hat ein groß angelegter Umbau begonnen. Wer in einigen Jahren das Luxuskaufhaus besucht, wird es kaum wieder erkennen. Auch im Oberpollinger in München und im Hamburger Alsterhaus werden Millionen verbaut. Die wachsende Konkurrenz aus Einkaufszentren, Filialisten und Online-Handel macht den den über hundert Jahre alten Warenhäuser zu schaffen. Jetzt holen sie zum Befreiungsschlag aus.

"Cities change - so do we", steht auf weißen Gipskarton-Wänden, die die im KaDeWe verteilten Baustellen verdecken. Trotz Umbaus wird weiter verkauft, auch dann noch, wenn der Komplex neu aufgeteilt wird. Auf den Gängen der Luxusabteilung zwischen Rolex und Louis Vuitton schlendern Russen mit Sonnenbrillen und Araberinnen mit Vollschleier. Im KaDeWe bekommt man Füllhalter für 10.000 Euro, aber auch Staubsaugerbeutel. Vier Kaufhäuser unter einem Dach sollen in den nächsten Jahren entstehen.

KaDeWe setzt auf Erlebniswelten

1907, als das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) öffnete, begann die Blütezeit der Warenhäuser in Deutschland - heute nennen Marktforscher sie "behäbige alte Damen". Längst haben Markenartikler wie Boss und Gerry Weber eigene Geschäfte. Im KaDeWe stehen Notebooks von Apple, im Apple Store am Ku'Damm, sieht es genauso aus - nur viel größer, warum also noch ins Warenhaus?

Es sei mehr als ein Ort des Einkaufens, heißt es bei der KaDeWe-Gruppe, die nach der Herauslösung aus dem Karstadt-Konzern inzwischen Eigentümer in Bangkok und Wien hat, die Central Group und die Signa Holding des österreichischen Immobilieninvestors Rene Benko. "Unsere Department Stores sind große Erlebniswelten", sagt Vorstandschef Andre Maeder. "Die drei Häuser sind und werden die Attraktion der Zukunft sein, im Wettbewerb mit internationalen Stores und dem Onlineshopping", verspricht Maeder. Weltbekannte Architekturbüros wurden engagiert.

Die anderen rund 160 Karstadt-Warenhäuser in Deutschland sind von immer mehr Seiten unter Druck geraten. Erst drangen Filialisten von H&M bis Douglas in viele Einkaufsstraßen vor, dann die Einkaufszentren, die sich mit der grünen Wiese nicht mehr begnügen. Zugleich haben die Verbraucher sich verändert, schreiben die Stadtplaner vom Dortmunder Beratungsbüro Stadt + Handel und des Immobiliendienstleisters Savills in einer Markstudie. Der Kunde werde unberechenbarer, wählerischer und kaufe entweder billig oder teurer - nicht die preisliche Mitte, wie sie die meisten Warenhäuser jenseits der Luxustempel bieten.

Häuser in Großstädten könnten überleben

Auch Galeria Kaufhof plant deshalb Edel-Outlets in den Innenstädten, steckt zugleich viel Geld in seine Warenhäuser. Mehr als zwei Jahre lang wird beispielsweise die "Weltstadt-Filiale" an der Düsseldorfer Königsallee im laufenden Betrieb neugestaltet. Sie soll Vorbild für andere Metropol-Standorte sein.

Stadt + Handel bezeichnet in der Studie in der Studie die Lage ist für die Warenhäuser als nicht aussichtslos.
Vor allem den Häusern in Großstädten Chancen auf eine Renaissance werden zubilligt. Obwohl Karstadt-Chef Stephan Fanderl im Herbst schon Erholungssignale: wie "Wir verdienen an der Ladenkasse wieder Geld“ ausgesendet hat, dürfte der Ausleseprozess nach der Studie aber weitergehen. Schwierig werde es für rund 50 Häuser an ungünstigen Standorten, vor allem in kleineren Städten. Doch es trifft auch Großstädte: Erst vor einigen Wochen gab Kaufhof die Schließung seines Hauses am Berliner Ostbahnhof im nächsten Jahr bekannt. Es war einmal das größte Warenhaus der DDR.

(APA/dpa)

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