Bankomat-Dürre: Deutsche Sparkassen stellen Bargeld zu

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Symbolbild.(c) APA/BARBARA GINDL
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In Bayern sollen bis zu 220 Sparkassen-Filialen geschlossen werden. Sollte für Kunden kein Geldautomat erreichbar sein, würde man ihnen notfalls auch Bargeld nach Hause liefern, so der Sparkassen-Präsident.

München. In vielen deutschen Orten werden Sparkassen-Filialen in den nächsten Monaten verschwinden. Allein in Bayern sollen bis zu 220 Filialen geschlossen werden. Manche Orte müssen dann ohne Bank oder Sparkasse auskommen. Viele Kunden bangen um die Versorgung mit Bargeld. Sparkassen in Bayern wollen es ihnen notfalls nach Hause liefern: Wenn kein Geldautomat erreichbar sei, könne Geld zu den Kunden gebracht werden, sagte der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Netzer der Deutschen Presse-Agentur in München. „Dieses Angebot wird bislang aber nur von wenigen Kunden genutzt.“ Auch Bustickets für die Fahrt zur nächsten Filiale oder mobile Geschäftsstellen hätten einige Sparkassen schon im Angebot.

Netzer hat kürzlich angekündigt, dass heuer bis zu 220 der rund 2200 Filialen in Bayern geschlossen werden sollen, weil die Kunden immer mehr Bankgeschäfte im Internet erledigten. Ziel sei es aber, an möglichst vielen der betroffenen Standorte zumindest ein Selbstbedienungsgerät zu erhalten.

Gebühren für hohe Einlagen

Sparkassen verdienten lang gut daran, für Kredite mehr Geld zu kassieren, als sie ihren Kunden an Zinsen fürs Sparen zahlten. Doch die Differenz zwischen den Ausleihungen und Spareinlagen, der Zinsüberschuss, wird tendenziell kleiner, weil die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf null gesenkt hat. Als Folge der Zinspolitik heben erste Sparkassen bereits Gebühren für hohe Geldanlagen ein. Geschäftskunden müssten zum Teil ein sogenanntes Verwahrentgelt für Anlagesummen im Millionenbereich zahlen, sagte Netzer. „Wir können das Geld nicht auf Dauer im eigenen Tresor halten.“ Die Geldaufbewahrung bei der EZB kostet Banken inzwischen 0,4 Prozent Strafzins. Dieser müsse bei hohen Summen aus wirtschaftlichen Gründen zumindest teilweise an die Kunden weitergegeben werden. „Das machen inzwischen auch andere Banken so.“

So erheben auch deutsche Volks- und Raiffeisenbanken in Einzelfällen Gebühren für hohe Anlagesummen. „Es gibt erste Banken unter unseren Mitgliedern, die einen Auslagenersatz fordern, wenn Firmenkunden größere Millionenbeträge auf dem Konto liegen haben“, sagte Jürgen Gros, Vorstand in der Dachorganisation der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken.

Geld im Tresor lagern

Für Privatkunden sind Strafzinsen aber bisher kein Thema, betonte der bayerische Sparkassen-Präsident: „Unser Ziel ist, von normalen Sparern keinen Negativzins zu verlangen.“ Völlig ausgeschlossen seien diese auf lange Sicht aber nicht. Als Konsequenz aus den hohen Gebühren für die Geldaufbewahrung bei der EZB haben mehrere Sparkassen schon darüber nachgedacht, das Geld im eigenen Tresor zu lagern. Bisher habe aber noch kein Institut damit begonnen, sagte Netzer. (APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2016)

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