Nach dem Skandal um falsche Verbrauchswerte zieht Präsident Tetsuro Aikawa die Konsequenz und tritt zurück. Die Aktie steigt.
Tokio. Gleich nach Auffliegen des Skandals setzte er eine Untersuchungskommission ein. Und Tetsuro Aikawa, Präsident des japanischen Autokonzerns Mitsubishi, entschuldigte sich – wie im Inselstaat üblich – mit einer tiefen Verbeugung in der Öffentlichkeit. Das reichte freilich nicht aus. Jetzt, zwei Wochen später, zieht der nächtige Mann endgültig die Konsequenzen – Aikawa tritt zurück.
Voraussichtlich wird er das auf der Hauptversammlung im Juni tun, oder auch erst im Juli, wenn ein Expertengremium einen Bericht zu dem Skandal vorlegen wird. Mitsubishis Vorstandsvorsitzender, Osamu Masuko, werde wahrscheinlich vorübergehend Aikawas Aufgaben mitübernehmen, hieß es im Konzern dazu am Mittwoch.
Suzuki-Aktie stürzt ab
Der Schritt, der nicht ganz unerwartet kommt, wurde an der Börse bejubelt: Die Aktie von Mitsubishi Motors stieg um 3,93 Prozent, während es andere Autowerte kräftig beutelte. Am meisten verlor Konkurrent Suzuki Motors, dessen Aktie sich um 9,37 Prozent verbilligte.
Der Branchenkollege von Mitsubishi räumte nun auch ein, bei 16 Automodellen seit 2010 Testmethoden eingesetzt zu haben, die nicht den japanischen Vorschriften entsprächen. Allerdings kommt Suzuki glimpflich davon: Untersuchungen hätten nämlich ergeben, dass dies nicht zu verzerrten Ergebnissen geführt habe. Es gebe daher keine Notwendigkeit, die Daten zu korrigieren, erklärte die landesweite Nummer vier der Branche. Auch Auswirkungen auf die Geschäftszahlen sieht der Konzern zunächst nicht.
Insgesamt seien etwa 2,1 Millionen Autos betroffen, erklärte Suzuki. Das Verkehrsministerium in Tokio hat nach dem Skandal um die Manipulation von Spritverbrauchswerten bei Mitsubishi die anderen Autokonzerne des Landes aufgefordert, erneut ihre Verbrauchsmessungen vorzulegen.
Mitsubishi Motors hat Manipulationen bei Verbrauchstests für Kleinstwagen zugegeben. Solche Autos haben einen Hubraum bis 660 Kubikzentimeter und sind in Japan steuerbegünstigt. Bei dem Skandal geht es um Modelle, die Mitsubishi Motors seit 2013 auch für Nissan produziert. Der Renault-Partner springt nun dem skandalerschütterten Konkurrenten bei. Mit der Übernahme von 34 Prozent wird Nissan größter Aktionär bei Mitsubishi Motors und übernimmt damit künftig die Kontrolle über den Konzern. (ag)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2016)