Manipulationen auch bei Autokonzern Fiat?

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Bei Modellen des italienischen Autoherstellers Fiat Chrysler soll es zu Auffälligkeiten bei Abgaswerten gekommen sein. Die deutschen Behörden haben sich bereits an Italien und die EU-Kommission gewandt.

Mailand/Berlin. Nach Volkswagen gerät nun ein weiterer Autokonzern ins Visier der Behörden: Fiat Chrysler soll einem Zeitungsbericht zufolge bei Abgastests mit einer illegalen Software betrogen haben. Dies hätten Tests des deutschen Kraftfahrt-Bundesamtes ergeben, berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf einen vertraulichen Prüfbericht.

Der Bericht wurde bereits an die EU-Kommission und die italienische Zulassungsbehörde versandt. Diese sei nun aufgefordert, die Ergebnisse zu bewerten und Maßnahmen zu ergreifen, heißt es seitens des deutschen Bundesverkehrsministeriums.

Dem Prüfbericht zufolge habe der deutsche Autozulieferer Bosch die deutsche Behörde vor einigen Wochen darüber informiert, dass Fiat in Fahrzeugen auffällige „Software, Applikationen und Kalibrierungen“ verwende, die „möglicherweise nicht gesetzeskonform erscheinen“. Mehrere Prüfungen der Behörde bestätigten den Angaben zufolge den Verdacht, dass in den Fahrzeugen die Abgasreinigung jeweils nach 22 Minuten vollständig abschalte. Abgastests dauern in der Regel nur 20 Minuten. Damit sei „ein hinreichender Nachweis einer unzulässigen Abschalteinrichtung“, erbracht, heißt es.

Fiat sagt Termin kurzfristig ab

Fiat Chrysler teilte mit, zu diesem Thema keine öffentlichen Stellungnahmen abgeben zu wollen. Die EU-Kommission und das italienische Verkehrsministerium kommentierten dies ebenfalls nicht.

Der Hersteller hatte in Deutschland erst in der Vorwoche für Aufregung gesorgt, weil er einen für vergangenen Donnerstag anberaumten Termin im Verkehrsministerium kurzfristig per Anwaltsschreiben absagte. „Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich“, kritisierte Verkehrsminister Alexander Dobrindt. Es gebe Zweifel, ob die Vorschriften zur Typgenehmigung eingehalten worden seien. Bei einem Widerruf der Typgenehmigung droht ein Verkaufsstopp für die betroffenen Modelle. Hintergrund des Termins waren Tests von Dieselfahrzeugen in- und ausländischer Hersteller, die die Behörde anordnete.

In der Vorwoche wurden auch Vorwürfe gegen einen anderen Hersteller laut. Opel soll die Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge ebenfalls manipuliert haben. Die Deutsche Umwelthilfe habe eine bisher unbekannte Software entdeckt. Diese deaktiviere die Reinigung der Abgase bei einem Tempo jenseits von 145 Kilometern pro Stunde. Ist die Reinigung abgeschaltet, werden weit mehr giftige Stickoxide emittiert als gesetzlich vorgesehen. Opel wies die Vorwürfe zurück.

Weite Teile der Autobranche stehen derzeit wegen erhöhter Abgaswerte unter Druck. Auslöser war der Abgasskandal bei VW. Der Hersteller hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Ein Gericht hat im Fall VW nun erstmals einen Autohändler dazu verpflichtet, das manipulierte Fahrzeug zurückzunehmen und den Kaufpreis zu erstatten. Das Urteil des Landgerichts München erging vergangenen Dienstag. Geklagt hatte ein Ehepaar aus München. Volkswagen bestätigte das Urteil. Der Händler werde in Absprache mit dem Konzern Berufung einlegen, hieß es. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2016)

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