Axa will mit Tabak künftig kein Geld verdienen

Rauchende Frau mit einer Zigarette
Rauchende Frau mit einer ZigaretteErwin Wodicka - BilderBox.com
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Wirtschaftlich ist der Rückzug des französischen Versicherungsunternehmens aus dem Tabakgeschäft ein Fehler. Doch dem Image von Axa tut es gut.

Wien. Rauchen schadet der Gesundheit. Wer das bisher noch nicht begriffen hat, soll seit wenigen Tagen mit Schockfotos von verteerten Lungen und nach Luft ringenden Lungenkrebs-Patienten auf Zigarettenpackungen davon überzeugt werden. Der französische Versicherungskonzern Axa hat seine Entscheidung gegen den blauen Dunst jedoch bereits getroffen. Unter Verweis auf die Gefahren des Rauchens gab Axa gestern bekannt, mit Tabak künftig nichts mehr zu tun haben, sondern vielmehr die staatlichen Bemühungen gegen das Rauchen unterstützen zu wollen.

Konkret bedeutet das, der Finanzdienstleister wird seine Aktien an Tabakkonzernen im Volumen von 200 Millionen Euro verkaufen. Doch das ist noch nicht alles: Zusätzlich will sich Axa von Unternehmensanleihen aus der Branche im Volumen von 1,6 Milliarden Euro trennen. Die Auswirkungen von Tabak auf den Menschen seien tragisch und die Kosten für die Wirtschaft riesig. Jährlich würden weltweit sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens sterben, begründete der Axa-Chef Thomas Buberl am Montag den Schritt medienwirksam. Glaubt man Buberl, bringt die Entscheidung dem Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht Nachteile. „Die Entscheidung kostet uns etwas“, so Buberl, der Rückzug sei dennoch klar.

Für das Image ein Plus

Für das Image des Versicherungsriesen schlägt sich das „Nein zum Tabak“ sicherlich positiv zu Buche. Axa ist übrigens nicht der erste Investor, aber der größte Versicherer, der sich aus der Tabakindustrie zurückziehen will. Die Internationale Vereinigung gegen Krebs (UICC) lobt den Schritt des französischen Versicherers als „Meilenstein auf dem richtigen Weg“: „Wir brauchen Unternehmen wie Axa, die darauf hinweisen, dass Investitionen in eine Branche, die ihre Kunden tötet, falsch sind“, sagte UICC-Boss Cary Adams.

Der Trend, dass sich Unternehmen von ethisch bedenklichen Unternehmungen distanzieren, ist nicht neu. Genau vor einem Jahr gab der norwegische Pensionsfonds, der größte Staatsfonds der Welt, bekannt, sich von Anteilen an Energie- und Bergbauunternehmen zu trennen, bei denen das Kohlegeschäft mehr als 30 Prozent des Geschäfts ausmacht. Damit stellten die Norweger nicht nur Anteile an den deutschen Versorgern RWE, sondern auch an EON zur Disposition.

Und die Stiftung der Rockefeller-Erben will sogar sämtliche Investitionen in fossilen Energien abstoßen. In beiden Fällen ein bemerkenswerter Schritt, zumal sowohl die Norweger als auch die Rockefellers ihren Wohlstand doch selbst der Ölförderung verdanken. Doch auch die Allianz – der größte Konkurrent der Axa – ist überzeugt davon, dass diese Divestments Sinn machen. Sie verlautbarte im November 2016, ebenfalls nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmungen investieren zu wollen, die mehr als ein Drittel ihres Umsatzes aus Kohle erzielen. Zusätzlich will die Allianz Geldanlagen künftig nach 37 Kriterien aus dem Bereich Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung screenen. Welche konkreten Folgen an die Ergebnisse der Analyse geknüpft werden soll, blieb allerdings offen.

Zweifel an der Sinnhaftigkeit

Manche Kritiker überzeugt die Strategie, sich von „unsauberen“ Aktien zu trennen, auch deshalb ganz und gar nicht. Ein anderes Argument: Der Verkauf solcher Anteile sei überhaupt keine Lösung. Denn was passiert danach? Ein neuer Investor erwirbt die Aktien und die vermeintlich unmoralischen Geschäfte gehen munter weiter.

Ein Beleg für die These findet sich übrigens schnell bei einen Blick auf die Bilanzen der vier größten Tabakkonzerne. Die Anleger sind mit ihrer Investition zufrieden, denn die ausgeschütteten Dividenden sind üppig. Daran dürfte sich, glaubt man Experten, auch so bald nichts ändern: „Der Gewinn im Tabakgeschäft ist weiter stark, die Margen liegen bei mehr als 30 Prozent“, erklärte die Unternehmensberatung Boston Consulting erst kürzlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2016)

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