Bayer bietet 55 Mrd. für Monsanto

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Der deutsche Chemiekonzern will sich den US-Saatguthersteller viel kosten lassen. Den Aktionären gefiel das gar nicht: Die Bayer-Aktie rutschte am Montag weiter in die Tiefe.

Leverkusen/St. Louis. Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer will für insgesamt 62 Mrd. Dollar (55 Mrd. Euro) den US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen. Pro Monsanto-Aktie wolle man 122 US-Dollar zahlen, teilte das Leverkusener Unternehmen am Montag mit. Das sei eine erhebliche Prämie für die Monsanto-Aktionäre. Am Freitagabend hatte eine Monsanto-Aktie 101,52 Dollar gekostet.

Bei den Bayer-Aktionären kam die Nachricht nicht gut an, die Aktie zählte am Montagnachmittag zu den stärksten DAX-Verlierern. Bereits in der Woche zuvor, als bekannt geworden war, dass Bayer eine Übernahme von Monsanto plant, war die Aktie in die Tiefe gerasselt. Die Höhe des Angebots gefiel den Aktionären offensichtlich noch weniger. „Das Angebot ist ziemlich hoch, wenn man bedenkt, dass das der erste Versuch ist“, meinte ein Aktienhändler.

Kartellrechtliche Hürden?

„Bayer will durch Übernahme von Monsanto ein weltweit führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft werden“, erklärte der Konzern. Derzeit ist Monsanto Weltmarktführer bei Saatgut und Bayer die Nummer zwei (hinter der Schweizer Syngenta) bei Pestiziden. Mit der Monsanto-Übernahme könnte Bayer in beiden Bereichen Weltmarktführer werden. Dabei könnten allerdings kartellrechtliche Probleme auf die beiden Konzerne zukommen: Der Zukauf könnte vor allem in den USA auf Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft, vor allem bei Sojabohnen, Baumwolle und Raps, stoßen.

Der Kauf soll aus Fremd- und Eigenkapital finanziert werden. Der Eigenkapitalanteil soll voraussichtlich ein Viertel des Unternehmenswerts abdecken und größtenteils per Kapitalerhöhung gestemmt werden. Die Übernahme ist laut Bayer komplett finanziert, ein schnellerer Ausstieg bei der Kunststofftochter Covestro nicht nötig.

Bayer hofft nun, bei Monsanto auf Gegenliebe zu stoßen. Man erwarte eine positive Antwort, hieß es. Monsanto hatte das Angebot von Bayer in der vergangenen Woche allerdings als „ungebeten und unverbindlich“ bezeichnet. Ob der Leverkusener Konzern gegebenenfalls auch eine feindliche Übernahme – gegen den Willen von Vorstand und Verwaltungsrat von Monsanto – machen würde, kommentierte Bayer-Chef Werner Baumann nicht.

Monsanto war im Vorjahr seinerseits beim Versuch gescheitert, den Schweizer Konkurrenten Syngenta zu übernehmen. Diesen hat sich nun die chinesisch-staatliche ChemChina geschnappt; auch dieser Deal ist aufgrund möglicher Behördeneinwände noch nicht unter Dach und Fach.

Bayer machte mit rund 117.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 43,6 Mrd. Euro. Monsanto mit rund 21.000 Mitarbeitern wies im Geschäftsjahr 2014/2015 einen Umsatz von 15 Mrd. Dollar aus. Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF nur von einer gut Handvoll Firmen kontrolliert. Zudem befindet sich die Branche in einer Konsolidierungsphase: DuPont und Dow wollen ihr Agrargeschäft fusionieren, Syngenta wird chinesisch.

Kritik an Monsanto

Monsanto und Bayer würden zusammen ein breites Angebot bei Pflanzenschutz und Saatgut auf die Beine stellen. Bei einer Übernahme muss sich Bayer-Chef Baumann aber noch auf ganz andere Kritik einstellen: Kein anderer Konzern der Branche hat ein derart schlechtes Image wie Monsanto. Der US-Saatgutriese steht immer wieder wegen seiner aggressiven Geschäftspraktiken und seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2016)

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